Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Silvanus
Der Ort ist licht, mit weichem altem Laub und frischem Hainbuchengezweig; als ich mich niedergelassen habe, bist du schon ganz nackt und hell auf dem dunklen Untergrund, kußfertig hingegossen, die Augen zu.

Sonnenlicht und Blätterschatten, meine Lippen, meine Finger flimmern über deine Haut, bis du Luft bist, Erde und Wald.
 
 
2. Juni 2021, 17:34                               ° betrachtet

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Gray
Du hältst meine Hand dicht vor deine Augen: ich habe da einen Fleck. Ich hingegen kann den Arm kaum lang genug machen, keine alte Narbe mehr finden vor lauter Flecken und Falten.

Später, der Rücken!, muß ich mich mit Vorsicht legen, und du mußt behutsam sein.

Ich glaube, es ist so: du hast Geburtstage, und ich werde alt.
 
 
4. Januar 2020, 17:33                               ° betrachtet

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Bad
Das Wasser ist unmöglich blau, kleine Wellen werden von vier Seiten zurückgeworfen, und mitten darin: dein Leib, beweglich und naß überfangen. Ich sitze im Schatten und lese und weiß immer, wo du bist; hier die Schulter, an der hab ich mich oft gehalten. Die Kniekehle, die ich manchmal küsse, ist schon wieder weggetaucht, dafür wirft die Hand, die mich so genau kennt, Wasser schimmernd im Bogen. Der Mund, im Atemschöpfen über der Wasserline, unverkennbar der deine, dies schöngeschwungene O.

Ich bleibe fürs erste am Beckenrand. Später gehe ich rein.
 
 
28. Juli 2019, 20:58                               ° betrachtet

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Nahaufnahme
In den schläfrigen Augenblicken zwischen Kommen und Gehen spüre ich deine Hand auf meiner Haut. Du ziehst mit der Fingerspitze Welkendes nach, das da letztes Jahr noch nicht war, kartierst Grübchen und Gruben, Falten und Flecken; nichts entgeht dir. Ich bin nackter als nackt und zugleich ganz geborgen in deinem Blick; eine kleine Traurigkeit, daß du nur dieses Ende meines Lebens siehst, ist auch dabei.

Später sagst du mir, wie schön ich sei.
 
 
16. Juli 2019, 15:07                               ° betrachtet

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Plan B
Nach der Liebe liegst du in meinem Arm, die Stirn an meiner Wange, und im Einschlafen streichele ich dich in den Schlaf. Der Raum deckt uns warm zu, küßt uns die Lider und legt sich behutsam um uns. Ich atme Frieden.

Später erwähnst du, du habest mir deine Angst erzählen wollen, die Furcht am Sein, das Verschwinden deiner Gewißheiten, aber da hätte der Schlaf alles überspült und fortgetragen.

Nun weiß ich nicht: Hat er uns etwas genommen, der Schlaf? Hat er uns etwas geschenkt?
 
 
12. Januar 2019, 20:58                               ° betrachtet

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Beim Aufräumen
meiner Papiere stoße ich auf ein Bündel Briefe, das ich lieber nicht gefunden hätte; nicht jetzt jedenfalls oder vielleicht lieber, wenn die Sonne scheint.

Kurz darauf fällt mir andere Post in die Hände, deine gleichmäßige Schrift, deine farbigen Worte, und das Wort Liebe meint mich, wie zum Trost.
 
 
7. Januar 2019, 16:38                               ° betrachtet

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gern
Deine Schuhe stehen auf der Matte bei der Tür, deine Kleider fließen vom Sessel auf den Boden und bilden mehrere kleine Seen. Dein Rucksack ist umgekippt; der wird schon wieder, wenn es Zeit ist. Derweil beleiht deine Zahnbürste im Bad meine Zahnpasta. Alle Türen stehen offen.

Die Selbstverständlichkeit, mit der du ein fremdes Haus bewohnst, tut mir gut.

Kommst du, fragst du, zu Bett?
 
 
3. Juni 2018, 19:36                               ° betrachtet

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Verabredung
... da bist du krank. Ich kaufe dir was ein, das stelle ich dir in die Küche; einen Tee mache ich dir, das Bett schüttle ich dir auf, und du, du öffnest kaum die Augen; du glühst.

Mein Zug geht gleich, will ich dir sagen, gleich hast du wieder Ruhe, da fragst du wie ein Kind im Schlaf: Bleibst du bei mir?

Da bleibe ich.
 
 
29. November 2017, 16:29                               ° betrachtet

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kein Rat
Als ich im Dunkel zu dir schlüpfe, sind deine Wangen naß: Du wollest endlich, endlich Frieden. Wo du Frieden fändest, kann ich dir nicht sagen.

In meinem Arm liegst du stumm, und ich streichle immer wieder über deine bebenden Schultern, versuche dir mit Herzen und Händen zu erklären, was ich nicht weiß, während mir Hals und Brust naß werden und die Schläfen auch.

Später noch hältst du mich fest und dich an mir. Du schmeckst nach Blütenstaub und Salz und Fieber; bis du schließlich ausgeglüht bei mir liegst, gewickelt in die Nacht.

Ehe du einschläfst, flüsterst du: Manchmal bin ich so furchtbar verknotet.
 
 
18. Oktober 2017, 20:27                               ° betrachtet

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Wahl
Ich bin gern eine Minderheit mit dir.
Eine Minderheit der heimlich Liebenden.
Ohne Stimme, ohne Billigung, ohne Lobby,
von Natur aus eine Dunkelziffer.
 
 
22. Mai 2017, 21:01                               ° betrachtet

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