Vom Rhein an die Ahr an den Rhein, ein Bogen: auf der Karte verspricht der Weg grün zu werden, Wald und Wald mit Siedlungseinsprengseln, die Kaffee bedeuten.
Und grün ist der Weg. Die gefetteten Stiefel tragen uns über feuchte Steine; um uns Üppigkeit. Silberperlen auf allen Grashalmen, jedes Blatt ein Schirm, von dessen Rand es trieft, und es gluckert beim Singen in den Vogelkehlen. Auf dem alten Judenfriedhof ist der Boden ein Schwamm, das Licht fällt algig, zwischen den Kieseln auf den Grabsteinen verstecken sich kleine Fische.
Wir gehen unter den Bäumen, die mit nassen Fingern auf uns zeigen. Der tröpfelnde Wald lauscht deiner Geschichte, doch mit mehr Gleichmut als ich. Ich ertappe mich dabei, wie ich sie umgestalte, ihren kleinen Kern Trauer immer wieder anrühre, ihn drehe und wende, als könnte ich etwas tun nach all den Jahren. Dann öffnet sich der Wald, und alle Worte und Gedanken stieben davon, an den Rand der Aufmerksamkeit und der beregneten Wiese.
Wir finden Unterschlupf in einer Hütte, ein Grillplatz ist auch dabei. Die Aussicht hier hat der Frühling längst zugewuchert, die Bank aus Holz ist schmal, doch im Blattwerk dicht dabei singt eine Amsel zu unserer Liebe, singt und singt und hört auch nicht auf, als ich mich schon an deiner Schulter halte und die Augen noch nicht und noch nicht öffnen möchte, noch nicht weiter will in diesem Tag.
Für den Rest der Strecke tropfe auch ich, und du umfängst mich lachend, wenn ich stehen bleiben und Atem schöpfen muß vor lauter Erinnerung.
Als unser Weg sich aufspaltet in meinen und deinen, schweigen wir beide. So vieles ist nicht gesagt, und ich weiß nichts anderes als: du, ich schreibe dir, bald.