Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Zu Besuch
Am Bahnhof in der Frühe stand dir der Ernst im Gesicht, wie beim allerersten Mal. Ich behielt die Hände in den Taschen, um dich nicht versehentlich zu berühren; dann ging ich neben dir durch meine Stadt, in der ich nicht mit dir gehen darf.

Wir spazierten stromaufwärts, wo ich sonst alleine bin. Der Fluß: eine kabbelige See voller Treibholz; zu den bunten Frachtschiffen mußten wir aufblicken.

Ich ging, stand, saß, aß, redete, lachte neben dir, deine vertraute Gestalt auf Armes Länge und im Blick, und sehnte mich nach dem mit, das dem dir so fehlte wie mir dein Du.

Wir gingen ja in Gesellschaft, eine ganze Prozession: Meine Angst und deine Angst waren dabei, meine Sehnsucht. Dein Mut, der für uns beide reichte. Unsere Hoffnung. Umflattert von Geschichten und von Lachen, das sich immer wieder löste. Der Übermut.

Flußabwärts, später, war das Wasser noch gestiegen. Schwäne saßen zischend auf dem Promenadenweg.

Als wir abends auf deinen Zug warteten, zitterte der Raum zwischen uns vor Erleichterung und Verlangen. Auf dem Heimweg, meinem kurzen, deinem langen, spannte sich der Faden, der uns verknüpft, im ganz genau gleichen Maß.

Das hier, das haben wir geschafft.
 
 
3. Juni 2013, 23:14                               ° gemerkt

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arboretum, Mittwoch, 5. Juni 2013, 12:37
dann ging ich neben dir durch meine Stadt, in der ich nicht mit dir gehen darf.

Klingt nach einer der Geschichten, wo mindestens einer von beiden nicht frei und ungebunden ist, sondern verheiratet.

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Genau so eine ist es. So simpel, so kompliziert. (Und es gibt einfach kein gutes Kartenmaterial für diese Gegend.)

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Und für mindestens einen der (drei, vier, fünf oder wieviel auch immer) Beteiligten enden diese Geschichten stets traurig. Ganz egal, welchen Weg man einschlägt.

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Das ist unbestreitbar.
Nicht viele Geschichten haben einen guten Ausgang; nicht einmal gute Geschichten.
Ich zeichne Wegmarken auf.

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... mir wird das Herz ganz schwer, wenn ich an Städte denke, in denen nur allein zu zweit gegangen werden darf, und nur heimlich, vielleicht sogar nur in Gedanken.

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Ach je, das wollte ich nun wirklich nicht. (Auch wenn ich zugebe, daß es manchmal schwer ist, das Leichte noch zu sehen.)

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