Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Stirnhelle
Immer wieder mußte ich dorthin, zu allen Jahreszeiten, in Träumen, in Gedanken. Und nun endlich: mit dir an meiner Seite.

Den Weg hatte ich anders in Erinnerung; du gingst geduldig mit mir nach den Bildern aus meinem Gedächtnis suchen. Die blieben flüchtig, doch du nahmst meinen Ort und schenktest ihn mir neu: Du schlugst für mich einen Pfad in die Bergflanke und säumtest ihn mit Heidelbeeren. Aus den Kiefern, so arg in die Länge gezogen, machtest du mir einen rauschenden Rahmen für den Blick übers Tal. Zarte Grasrispen neigten sich an unserem Weg, und Farn leuchtete im Dämmer. Wir nahmen Platz.

Die Sonne wurde eine glühende Münze drüben hinter der Burg, ein Feuerwurm, ein Fünkchen. Dann zog kühl die Nacht auf mit Wind in den Kiefern, und wir krochen in die Schlafsäcke. (Später machtest du mich wach: schau doch! -- Eine Handvoll Glühwürmchen taumelte über uns hin bis zur Kante des Berges; irgendwann trieb der Schwarm tanzend zurück. Ich hatte, ach, Jahre keine Glühwürmchen mehr gesehen.)

Der Wald wurde still. Du und ich, beieinander wie in der Fläche einer großen, guten Hand, das einzige, was atmete. Die Bäume wuchsen bis ins All, in den Kiefernzweigen hockten weiß die Sterne. Der Schlaf: ein Gruß aus der Ewigkeit.

Morgengrau weckte die Vögel, und die weckten uns. Die Welt hatte ihre gewöhnliche Größe wieder. Kirchturmuhren maßen die Zeit. Der Kocherkaffee krümelte in den Tassen; wir packten, stiegen in die Stiefel, und der Weg nahm uns auf den Rücken. Dieses Heim verließen wir, ohne eine Tür zu schließen.

Daß du und dieser Ort einander mögen würdet -- ich hatte es gedacht; jetzt ist die Sehnsucht doppelt: nach diesem Ort, mit dir.
 
 
14. Juli 2013, 19:00                               ° gegangen

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