Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Wiederkommen
Nun gehen wir die Strecke, die uns schon kennt, und sie soll uns noch besser kennenlernen. Wieder ist es naß. Über den Zweigen hängen noch unsere Gespräche vom letzten Mal; wir hängen neue dazu oder gehen schweigend. Mit der Rast warten wir ein wenig: ein Dach über dem Kopf wollen wir, keine Aussicht, aber eine Amsel.
Der Ort ist ja auch schon vertraut, im Regen zumal. Wie schnell man heimkommt, manchmal; wie schnell man eine Bank besetzt, ein Essen bereitet, die Kleider gelöst hat. Dann fallen wir doch für einen Moment aus der Zeit; ist diese Amsel nicht etwas spät? Oder singt sie uns noch vom Sommeranfang zu?
Später, in einer Kirche am Wegesrand, heben wir die Gesichter zu hellen Kreuzgratgewölben empor: in so viel Schönheit atmet es sich leicht.
Der Ort aber, zu dem wir hingewandert sind, ohne es zu wissen, pflückt uns kurzerhand vom Weg: Ein Fleck trockener Wiese, von einer vielstämmigen Salweide beschirmt. Weit reicht hier der Blick ins Land und in den Himmel, und du beugst dich über mich mit weichen Lippen, während die Wolken sich immer neu formieren.
Weiß schimmert, zwischen die Blätter geknotet, wie von einem Fest, eine Schleife im Gezweig.
Nicht vergessen: Wenn es Herbst ist, gehen wir diesen Weg noch einmal. Nicht vergessen.
9. August 2013, 00:40 ° gegangen
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