Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Museum
Der Raum, in den wir lächelnd gehen, ist voller Augen. Kinder, Frauen, Männer, Augen aller Zeit- und Lebensalter schauen uns entgegen, manche auch an uns vorbei in die Ferne, manche in ihr Inneres.

Wir wollen sie sehen. Wir treten unter sie, gehen auf Augenhöhe, bohren unsere Blicke tief in ihre --

Die Bilder nicht berühren!, bellt ein Aufpasser mit quergekämmtem Haar. Wir wollen die Gemälde ja nicht anfassen, aber genau sehen würden wir sie schon gern. Nützt nichts -- wir haben jetzt einen seitlichen Mitgucker, der aus allernächster Nähe überwacht, daß wir den Abstand wahren.

Wir schauen uns an, zucken die Schultern und tun so, als sei er Luft.

In einem goldenen Rahmen stehen plötzlich zwei Gestalten, männlich und weiblich, nicht jung, schmal vor lauter Licht, einander zugeneigt; er hat die Augenbrauen gehoben, ihre Hand berührt seinen Arm, als wolle sie ihm etwas sagen; da kommt von rechts der Aufpasser ins Bild, ins Spiegelbild, in dem sich unsere kurz erstaunten Blicke treffen. Wir treten ein Stück zur Seite.

So sehen wir also aus.

Als wir den Raum mit den vielen Augen verlassen, folgt uns der Blick des Aufpassers. Wir nicken ihm freundlich zu und gehen hinaus in unseren Tag.
 
 
6. Januar 2014, 17:49                               ° gemerkt

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