Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Überschwang, Inbrunst, Feierlichkeit
Da hatten wir noch Zeit für einen Kaffee.

Es war ja heller Tag und viel wärmer und ein Abschied in Liebe, keine Ankunft in Ungewißheit, aber der Weg war derselbe, und auf den Stufen vorm Lokal begann mein Herz zu klopfen, wie es das damals gar nicht getan hatte.

Wir nahmen einen anderen Tisch, und da saß ich dir gegenüber und sah uns da drüben sitzen, in einem anderen Licht, einander gegenüber, und konnte den Blick nicht wenden.

Wie damals faßte ich nach deinen Händen, die du mir hinstrecktest, und wie damals schlossest du unter der Berührung die Augen. Wie damals hallte deine Haut durch meinen ganzen Leib, hätte ich die Wände hoch können unter deinen Fingern.

So saß ich da, zweimal, mit dir im Tageslicht und mit dir an jenem fernen Winterabend, betrachtete dich und dich und mich, wie wir einander betrachteten, und dann kam endlich der Kaffee.

Die Tasse war heiß. Über ihren Rand sah ich dich Zucker auf den Milchschaum streuen, sah dich umrühren, den Löffel zum Mund führen. Deine Lippen öffneten sich erst und kräuselten sich dann, vom Milchschaum und vom Lächeln, bis ich nichts anderes mehr sah als den Schwung deiner Oberlippe, das hübsche, bewegliche M, mir in diesem Lächeln zugewandt.

Amorbogen nennt man, was ich da küssen und küssen wollte.
 
 
6. März 2014, 10:28                               ° gemerkt

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pancreases, Donnerstag, 6. März 2014, 14:58
Ich finde das immer wieder wundersam und schön, was der Mensch durch seinen Blick aus den Orten macht. Der Ort ist nur ein Ort und das Ding ist nur ein Ding, aber wir können ihnen etwas hinzufügen, wenn wir hinzuschauen wissen.
Sie demonstrieren das in jedem einzelnen Text, deshalb ist es bloß Zufall, dass ich es unter diesen schreibe.

Ich hoffe, das klingt nicht zu mystisch, so ist es nämlich gar nicht gemeint.

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Gar nicht mystisch; ich glaube, ich weiß genau, was Sie meinen.

Das sind wir, als Menschen erschreckend winzig und kurzlebig und voller Fehler, aber wir können eins: wir können Geschichten. Wir verlieben uns leichter in eine Geschichte als in einen Menschen. Orte und Dinge: bleiben nur, wenn sie in Geschichten getaucht sind ...

Darum: vielen Dank; schön, daß Sie hier lesen!

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