Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Kein Schirm
Das Wetter soll ja halten. Die Welt trägt Schleier über Schleier, linkerhand steht feucht der Wald, und rechts zeigt sich das Tal nie ganz, und nie im vollen Licht. Wir gehen tüchtig nebeneinander; dieser Weg ist leicht.
Viel schwerer sind die Pausen. Nebeneinander sitzen, beieinander, kalt die Hände, die Lippen warm, oh, wer geht denn da! Wir grüßen, und bei der nächsten Rast grüßen wir wieder. Heiß ist der Tee, süß zergeht Schokolade auf der Zunge. Was kümmert die Leute mein Kuß? Und doch: wir grüßen und gehen weiter.
Veilchen und Schlüsselblumen, die Buschwindröschen und der Ginster -- alles hat sich zum Blühen verschworen, es braucht nichts dazu als die Lieder von Buchfink und Meisen. Kirschen und Pflaumen schäumen die Talfalten hoch, kein Blatt Grün ist dabei. Die Winzer beim Biegen: Wir grüßen. Herrliche Aussicht, nicht?
Schließlich im Winkel im Wald: eine Bank. Kommt wer? umschlingst du mich. Ist da einer? küsse ich dich. Nichts zu hören? Nur der Bach; eine Schwarzdrossel schaut uns zu. Wir mögen die Augen nicht schließen; wir küssen uns durstig und lachen über den Hunger. Tee, vom Ingwer geschärft, und Brot. Und die Wanderkarte. Ist gar keiner gekommen ... ach, los.
Dann, da ist es schon nicht mehr weit, Rast überm grünen Wasser, im Windschatten zwischen Kiefern. Ein Platz in den Felsen, ganz für uns. Wir halten einander, fassen den herrlichen Weg, die Bilder, die er uns geschenkt hat, und können nur das Verlangen nicht fassen; küssend lachen wir uns drüber weg und gehen das letzte Stück.
Es wird kühl. Das Wetter hat gehalten. Wir müssen wiederkommen; wir müssen wieder gehen. Aber jetzt wieder zwei Richtungen für uns. Das Verlangen kommt mit, das steht in voller Blüte und hat noch Knospen satt.
18. März 2014, 21:45 ° gegangen
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glueck-lich,
Montag, 24. März 2014, 22:28
Musik
Ich musste es wieder und wieder laut lesen. Herrlich, das Thema des Hin und Her, schon im ersten Absatz angedeutet, findet es seinen Gipfel in diesem wunderbaren 4. Absatz, um dann wieder ab zu schwellen und sich in eine übervolle Sehnsucht am Ende zu ergießen. Wie ein klassisches Musikstück. Und ich fühle mich lebendig und beschwingt durch die leuchtende Frühlingslandschaft geführt, als sei ich dabei. Danke
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nemorosa,
Mittwoch, 26. März 2014, 11:06
Danke! Aber Sie haben's ja auch schön, wenn auch eher innerstädtisch frühlingshaft. (Und es macht mich nicht wenig verlegen, daß das laut gelesen wird!)
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