Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Laubausbruch
Gleich am Anfang gehen wir fehl und finden den schönsten Aufstieg in der Morgensonne: auch Kirschgärten werden im Alter wilder. Wir bleiben an jeder Kehre stehen und schauen mit Ah und Oh ins Tal, bis der Fluß für heute zurückbleibt.
Die Waldränder sind weiß gesäumt, darüber spannt sich der Himmel hell und voller Lerchen. Der Weg schlüpft zwischen die Bäume, und selbst hier ist kein Halten für das Licht, in dem sich die Buschwindröschen strecken.
Wir gehen und schauen, und das Licht geht mit: streicht sanft über die Blätter aus dem letzten Herbst, tupft Veilchenkissen auf den Weg, wirft grüne Schleier zwischen Buchen; nur im Nadelgehölz bleibt es hängen und erwartet uns weiter vorn, winkend und lockend.
Auf einer Anhöhe machen wir Lager. Buchenblätter rascheln unter der hingebreiteten Decke, Hummeln kundschaften, und das Licht wärmt uns die Haut, das einzige Weiß des vergangenen Winters. Ich betrachte deine Hand auf meinem Arm, deine Finger und Knöchel und gleich dahinter die Hügelketten, bis zum Horizont ein friedliches Rund. Wir in seiner Mitte füllen es aus.
Später, das Licht kennt uns genau, sind die Bäume ein bißchen grüner, der Weg trägt andere Farben in den Abend. Als unser beider Wege sich trennen und dein Zug dich mit fortnimmt, entfaltet sich oben in den Hügeln weiter Blatt für Blatt: Könnten wir diesen Weg morgen wieder gehen, es wäre alles neu.
3. April 2014, 11:21 ° gegangen
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trippmadam,
Donnerstag, 3. April 2014, 19:51
Schöner Text, insbesondere der Satz über die im Alter wilder werdenden Kirschgärten. Ich wünsche uns allen, dass wir im Alter nicht zahmer werden, ganz gleich was uns noch passiert.
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nemorosa,
Donnerstag, 3. April 2014, 20:03
Danke sehr! Das wünsche ich uns auch.
(Ach, Sie hätten sie sehen sollen: riesengroße, knorrige Bäume, über und über voller Blüten. Das geht erst, wenn man sich nicht mehr nach irgendeinem Bild, zu irgendeinem Zweck beschneiden läßt.)
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Und herzlichen Dank auch für Ihr umsichtiges Nichtverlinken. Wer suchet, der findet auch so.
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akrabke,
Montag, 7. April 2014, 00:49
Ist das schön!
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nemorosa,
Montag, 7. April 2014, 10:44
Danke.
(Ich dachte immer, der Herbst sei meine Zeit; das Loslassen, das Innerlichwerden. Aber anscheinend ist es die Veränderung selbst, die mich freut.)
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