Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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durchs Sieb
Die Fähre hat Gardinen, und es muß Spaß machen, das riesige Steuerrad zu drehen und bei der Flußquerung den Frachtschiffen auszuweichen. Aber wir wollen ja auf die andere Seite und weiter.

Wie schön der Weg sich an den Strom schmiegt. Die Baumkronen, gerade noch so durchsichtig, breiten sich schwer von Grün. Im Schatten ist es kühl; gut, daß die Strecke in die Hügel führt. An Aussichtspunkten halten wir die Köpfe ins Rauschen der Autobahn im Tal.

Es geht in ein Gebirge im Miniaturformat hinein, eine Schneekugellandschaft, ein Lummerland. An jeder Kreuzung hockt eine Ausflugsgaststätte auf gewaltigem Parkplatz; man könnte dutzendfach Sauerbraten und Schnitzelteller verspeisen auf einer Tageswanderung. Wir schlagen Bögen.

Ein Aufstieg bringt uns auf einen Felsensitz, bißchen abgenutzt von Wandererhosenböden. Wir schauen ins Rund, das ist den Blick wert: Waldland legt sich in Wellen, alle Gipfel von Burgruinen gekrönt. Am dunstigen Horizont blitzt hin und wieder eine Glasfläche, unwahrscheinlich fern. Wir sehen Berge, auf denen wir schon gestanden haben, und Gegenden, in die wir noch wollen; eine ganze Welt wartet auf uns.

Später ist das Land nicht mehr gar so einladend, weniger romantisch. Die Waldwege sind zerarbeitet. Wir finden eine Bank für uns, ich reiche nicht auf den Boden mit den Schuhen; da lege ich mich hin, den Kopf auf deinen Schoß. Im Blau glitzert sattes Laub vor Sonne, und deine Hände verfolgen aufmerksam die Wege in meinem Gesicht, über Stirn und Nase, Schläfen und Wangenknochen, und der Tag

tritt einen Schritt zurück, läßt mich in Frieden vergessen unter deinen streichelnden Händen, daß ein Tag ist, daß ich ein Gesicht trage, daß es oben gibt und unten, daß die Erde Gewicht hat und daß ich mit dem meinen auf ihr hafte; bis ich nur noch Atem bin, Luft in Luft --
 
 
17. Mai 2014, 01:05                               ° gegangen

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