Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Verkürzung
Wir treffen uns, da ist der Tag gerade aus der Dämmerung geschlüpft. Den Weg müßten wir kennen. Zwar war es damals heiß, und heute gehen wir in Wolle; aber wo ist denn dieser steinige Aufstieg in der Sonnenglut? Wo ist der Baum, unter dem wir ruhten, wo die Bank, auf der wir Wasser tranken?

Dafür kommt hinzu: der schöne Pfad mit der Stahlseilsicherung, in leichtem Regen zu gehen. Der Fluß, wie er blaugrün durch die kahlen Bäume schimmert; und im Fichtendickicht die hohe Kirsche, vielleicht ein Waldarbeiterimbiß von vor zwanzig Jahren, die den Wegsaum mit Gold bestreut.

Und dann beginnt die Zeit zu rennen. Es ist erst heller Nachmittag, da sind wir schon am Ziel. Kein Gasthaus für uns, also legen wir die ganze Strecke noch einmal zurück, im Zug, in sieben Minuten. Nach dem Kaffee müssen wir uns beeilen, und dann fährt mein Zug nach Hause noch eine Minute früher als gedacht, du winkst vom Bahnsteig, ich reise in die Dämmerung und denke nicht viel mehr als: wie warm deine Lippen waren, wie weich; und du: wie gut in meinen Armen.

Die Tage werden noch eine ganze Weile kürzer. Dieser hier, der war schon jetzt zu kurz.
 
 
26. November 2014, 18:50                               ° gegangen

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