Langsam weiß ich wieder, wie die Namen auf den Ortsschildern klingen, auch wenn ich manche zum ersten Mal lese. Ich nenne sie dir alle, immer tastend, ob da noch Geschichten kommen wollen nach so langer Zeit.
Der Weg mäandert -- ist das nicht der Nußbaum von vor einer Stunde? -- und hält sich auch nicht ganz an die Karte; ich mäandere anderweitig: war nicht J. von B. nach W. gezogen? Und der Vater von S., hat der nicht in L. gearbeitet? Du kennst sie alle nicht, aber du gehst geduldig neben mir, schaust mit mir über die Autobahn und geschwollene Dörfer.
Schließlich der Wald, der mein allererster war (oft auf den Schultern des Vaters, wenn ich nicht mehr mithalten konnte); und wie ich plötzlich einen Baum erkenne (kann das sein, im Wald einen Baum?), zierlich erscheint er mir, aber die Gestalt stimmt, und ich denke, das muß er gewesen sein; vielleicht irre ich mich, ich weiß es nicht.
Am Waldrand deutest du auf ein Schild: drei Kilometer nur bis zu meinem Dorf, zur Schule und Bach und Bäckerei, Straßen und Winkel voller Kindergeschichten, alter Freuden und Kümmernisse ... Ach, da möchte ich nicht hin; laß uns heute den anderen Weg nehmen, heute den Kirchturm von ferne betrachten. Aber wenn ich irgendwann diese drei Kilometer auch noch gehe, dann hätte ich dich gern bei mir.