Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Im Mai
Siehst du uns den Berg hinaufstapfen durchs frische, feuchte Grün? Welcher Mai das wohl ist? Das Flußtal, gezwängt zwischen Schiefer, blinkt uns immer wieder zu; immer wieder umfangen Kiefern uns mit ihrem Duft. Und die Schwalben, in welchem Mai haben wir sie gesehen, schrill und hungrig von der Reise? Weißt du die Kühe noch, die uns beschauten: eine Delegation junger Rinder, und die vorwitzigste wollte dich küssen? Wir haben ihren Ohren mit den Händen zurückgewinkt; war das dieses Jahr oder ein anderes? Der Hund, der uns vom Zaun vertrieb, als habe er wahrhaftig Besseres zu tun? Das Brot, das wir teilten? Und wie es dann doch noch warm wurde zur Rast?
Deine Hand, dein Lächeln. Ein Witz, den wir uns hin und her erzählen. Stehenbleiben auf dem Weg, umschlungen. Das gleichzeitige Verstummen unterm zirkelnden Bussardschatten. Und, da, eine Goldammer, ein Specht, ein Kleiber ... Jahr für Jahr bei den Schlüsselblumen, wenn der Sommer auf Anfang steht, im Kreis der Zeit: wir, immer wieder. Weißer, faltiger, gebeugter, immer wieder im Mai, wenn die Welt sich verjüngt in frischem, feuchtem Grün, den Berg hinaufstapfend: siehst du uns?
1. Mai 2015, 23:48 ° gegangen
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