Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Souvenir
Am Morgen nehme ich dich am Gleis in Empfang, ich kalt vom Warten und du ganz warm; dann werfen wir uns dem Herbst in die Arme.
Der ist großzügig: schon hat er die Talflanken rötlich und gelb gefärbt und in den alten Gärten am Hügelrand Nüsse für uns gestreut; wir finden Wildäpfel, Pilze, die allerletzten Brombeeren und eine Herde brauner Kühe im Bach.
Deine dunkle Jacke verziert er mit Marienkäfern, er schenkt uns sonnige Rastplätze, eine Terrasse zum Kaffee, eine launische Katze und zum Schluß eine Häherfeder: das ganze Licht dieser Stunden blau und weiß auf dem dunklen Grund aller anderen, die noch kommen mögen. Die bewahre ich gut.
Später sitze ich im Bus neben dir, und wir sehen die durchwanderte Landschaft noch einmal an uns vorüberziehen, sicher verstaut hinter Leitplanken, hinter Glas. Die Scheibe spiegelt uns undeutlich, ein Paar Menschen; man sieht uns den Weg an, den wir gegangen sind, und nicht die getrennten Wege, die vor uns liegen.
Dieser lange, lichte Tag leuchtet blau und weiß; ich greife die Erinnerungen mit vollen Händen und halte mich an der Freude.
3. Oktober 2015, 23:17 ° gegangen
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