Nach langem Liebesleben sagen dürfen: nie, nie zuvor ist es so gewesen, das ist ein Geschenk. Aber so spät? Und in ein selbst gewähltes, gestaltetes Leben hinein?
Mein früheres Ich hätte gesagt: Nein, besser nicht. Zu spät. Zu schwierig. Früher gab es Wege, und es gab unbetretbares Gebiet.
Dazu hätte dieses komplizierte Leben gehört, mit zwei Herzen und geteilter Zeit. Das hätte ich mich früher nicht getraut. Auch heute tu ich's nicht bedenkenlos, schon gar nicht Hals über Kopf, sondern einen tastenden Schritt nach dem anderen. Den Mut, nicht weiter zu planen, habe ich erst jetzt. Was mir heute im Vergleich zu früher fehlt, sind Gewißheiten, Erwartungen, Eifersucht. Ich bin großzügiger geworden. Ich weiß, wie wenig ich weiß.
Heute sage ich also: wie sollte ich ein solches Geschenk ausschlagen? Es gibt nichts Kostbareres, als einen Menschen auf seinem Weg begleiten zu dürfen. Und sind wir nicht all die Jahre für einander herangereift; sind wir uns nicht mit vollen Herzen und Händen begegnet, so reich, wie uns nur die Zeit machen konnte?