Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Und wir hätten die Zeit.
Abends ein Kuß unter der Tür, es riecht nach Backwerk. Ich trete ein. Du hast meine Kleider gefaltet über die Stuhllehne gelegt, meine Schuhe neben deine gestellt. Und mein Herz rückt für diesmal an seinen Platz.

In der Nacht, als meine Finger dein wirres Haar durchwühlen und strählen, wie sie das sonst mit meinem eigenen tun, fragst du mit schlafsanfter Stimme: Kämmst du mich? Da merke ich's erst, halte dich fest und mich an dir.

Zum Morgen zündest du Kerzen an. Dein Schatten an der Zimmerdecke vervielfacht sich, weicher und heller mit jeder neuen Flamme. Kaffee duftet. Haut wärmt. Zeit verstreicht, wird kostbar, wird knapp. Ich packe mein Herz; ich muß gehen.

Und sie wäre immer wieder neu, und wir könnten uns so viel nehmen, wie wir brauchen.
 
 
20. Oktober 2013, 01:40                               ° danach

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aus Gegenwart
Aus Druck und Getöse denke ich mich unter die drei Kiefern an der Pferdeweide. Da wölbt sich Sommer über weichen Nadelmatten, und du liegst neben mir, greifst die Zeit aus der Luft und flüsterst sieben, acht Worte über sie hin. Schon fliegt sie auf, dehnt und weitet sich und schwebt zur Erde, ein lichtes Zelt, Raum nicht für dich und für mich, sondern: für uns. Darin kann ich schlafen.
 
 
11. Oktober 2013, 21:30                               ° gerastet

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Fallobst
Im Herbst schmücken sich die Wege mit Nebeln, buntem Laub und schrägem Sonnenschein, und wem das noch nicht reicht, den locken sie mit Nüssen und Trauben. Für uns wäre das nicht nötig gewesen.

Noch in der Dämmerung machen wir uns auf: feuchte Pfade, und das Laub schon deutlich mitgenommen auf dem Weg zum Winter. Was noch blüht, verspätet, scheint unwirklich in seinen lauten Farben. Schön, schön.

Beim Gehen zieht es uns zu einander; auf den Wegen die Hände, an den Aussichtspunkten die Münder, Abstand wie Anstand werden schwierig. Und dann, etwas abseits, mit Blick und Baum und Bänken, eine Aussicht hinter Hecken. Der Baum trägt Nüsse. Nur ein Zuweg, ein schmaler. Und eine Bank, eine bequeme. Wie gerufen.

Mit den Rucksäcken werfen wir alle Bedenken und ein paar Dutzend Lebensjahre von uns und behalten Zärtlichkeit und Lachen und, gegen die Oktoberkühle, genügend Kleidung an. Daß das kein Fehler war, wissen wir spätestens, als wir die Familie im Anmarsch bemerken, erst im allerletzten Augenblick und überhaupt auch nur, weil das Kind noch so klein ist, daß man's hört.

Man grüßt; die Leute nehmen die Bank gleich nebenan, und so sitzen wir denn so brav wir können vor der Aussicht, hoffen, daß man sonst nichts sieht und im übrigen, daß man uns bitte bald wieder allein lassen möge mit Blick, Baum, Bank und mit einander. Wir fühlen uns gestört und werden nicht einmal rot dabei.

Vielleicht verscheuchen wir sie; die Störenfriede ziehen bald weiter. Danach haben wir Glück. (Als wir sie ziemlich viel später auf unserem Weg überholen, sagen wir freundlich Danke.)

Dann gehen wir in die Landschaft hinein, Hügel für Hügel, Kuß für Kuß, und sammeln Nüsse für gleich und Wärme für die Nacht, denn den Rückweg nach dem Dämmer macht ja jedes für sich, während sich die Walnußhälften in unseren Bäuchen nach einander sehnen.
 
 
10. Oktober 2013, 13:27                               ° gegangen

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weiter
Ein Gleis, die Zeit -- zweifach, aus zwei Richtungen, und dann: eine gemeinsame Richtung für beide. Ziel brauchen wir keines, Weg reicht.

Leichte Schritte, weiter und weiter. (Und Gedanken: bis hierher. Und keinen weiter.)
 
 
8. Oktober 2013, 14:07                               ° davor

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