Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
ausgedacht
Plötzlich ist der Weg verschwunden, oder nein, die Abzweigung: Hier, zwischen Hütte und leichtem Anstieg, da hätte sie sein müssen, aber auch beim langsamen Zurück kein Wegzeichen, keine Spur nach links -- halt, hier vielleicht: niedergetretenes Gras und die Brombeeren lockerer, das könnte was sein, ein Tierpfad zumindest, laß uns den probieren.
Ja, doch, die Bäume weniger dicht, und steil nach unten auch, und laut Karte müßten gleich Serpentinen, sind das da Bohnenstangen? Welcher Irre legt hier einen Garten an? Aber alles überwachsen, nur ein Kirschbaum blüht, und nun macht der Weg eine Kurve, und nun --
Nichts. Wirklich nicht. Laut Karte sind wir hier, und der Weg müßte dort, aber nichts. Keinerlei Abstieg. Nur Steilhang und Gestrüpp. Wir beide, Fernwanderer, Kartenleser, Pfadfinder, wir haben uns verlaufen!
Und querwaldein? Senkrecht hinab etwa? Besser zurück. Durch die Reste vergessener Gärten, durch knietiefes Laub und Dornengerank, hinauf, wieder auf den Weg, der, wenn auch nicht der, den wir wollten, immerhin einer ist. Und der uns in weitem Bogen ans Ziel bringt.
Später finden wir heraus, daß unsere Karte nicht stimmt. Wer auch immer die Serpentinen eingezeichnet hat, an eine Stelle, die keinen Platz bietet für Wege, hat sie sich ausgedacht, um uns zu befremden.
11. Mai 2015, 21:20 ° danach
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Kummer
Wir lieben, beide und einander; und darum bist du am Abend nach einer Scheibe Brot schon satt.
Ob du mir was abnehmen kannst? Ach ja, vielleicht mein Herz; das könntest du halten, so lang es keinen Grund gibt für Traurigkeit. Paß auf: ist schwer.
4. Mai 2015, 23:23 ° gestolpert
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Aufzählungen
Ach, es glückt mir keine Reihe. Die Gewißheiten, was fraglich bleibt, Wünsche und Ängste flattern durcheinander. Nicht daß ich was übersehe. Nicht daß sich was davonmacht. Nicht das, nicht das und das auch nicht.
Ich wandere im eigenen Herzen umher und finde mich nicht zurecht, alle Wege verwirren sich, und dauernd kommt mir was ins Auge.
Laß uns morgen zusammen klarer sehen.
4. Mai 2015, 00:21 ° gestolpert
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Im Mai
Siehst du uns den Berg hinaufstapfen durchs frische, feuchte Grün? Welcher Mai das wohl ist? Das Flußtal, gezwängt zwischen Schiefer, blinkt uns immer wieder zu; immer wieder umfangen Kiefern uns mit ihrem Duft. Und die Schwalben, in welchem Mai haben wir sie gesehen, schrill und hungrig von der Reise? Weißt du die Kühe noch, die uns beschauten: eine Delegation junger Rinder, und die vorwitzigste wollte dich küssen? Wir haben ihren Ohren mit den Händen zurückgewinkt; war das dieses Jahr oder ein anderes? Der Hund, der uns vom Zaun vertrieb, als habe er wahrhaftig Besseres zu tun? Das Brot, das wir teilten? Und wie es dann doch noch warm wurde zur Rast?
Deine Hand, dein Lächeln. Ein Witz, den wir uns hin und her erzählen. Stehenbleiben auf dem Weg, umschlungen. Das gleichzeitige Verstummen unterm zirkelnden Bussardschatten. Und, da, eine Goldammer, ein Specht, ein Kleiber ... Jahr für Jahr bei den Schlüsselblumen, wenn der Sommer auf Anfang steht, im Kreis der Zeit: wir, immer wieder. Weißer, faltiger, gebeugter, immer wieder im Mai, wenn die Welt sich verjüngt in frischem, feuchtem Grün, den Berg hinaufstapfend: siehst du uns?
1. Mai 2015, 23:48 ° gegangen
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