Ich bin den Weg unzählbar oft allein gegangen und ungezählte Male mit dir. Er selbst ist ein freundlicher Begleiter, gekleidet nach Jahreszeit: Wo im Frühjahr der Weißdorn blühte, steigt jetzt Nebel aus den Tälern; wo vereiste Pfützen knackten, stapfe ich heute im Schlamm. Die Wegwarte trägt verspätete Fetzen vom Sommerhimmel, und während ich mich über die letzten Kartäusernelken beuge, denke ich an die allerletzten, die wir dezembers bestaunten.
Ich überhole uns an der Steigung, wo ich dich, in einer steileren Sonne, in den Armen hielt gegen die Traurigkeit. Bei der schönen Aussicht störe ich nicht unseren Kuß. An dieser Bank gehe ich auf Zehenspitzen vorbei, denn da liegst du, mit geschlossenen Augen, und schenkst deine Stirn meinen Händen. Überall verstreut finde ich Zeilen aus Gedichten, die du mir gesagt hast.
Kein Weg ist zweimal derselbe; jedes Mal, das ich ihn gehe, verwandelt ihn für alle weiteren Male. Und gerade wenn du fehlst, ist es mir unmöglich, ohne dich zu sein.
Danke, das freut mich.
(Es scheint so notwendig, das möglichst genaue Erfassen und Beschreiben. Vielleicht: Sammeln von Momenten? Darüber denke ich noch nach.)
Beschreiben und Reflektieren macht das Erleben intensiver. Es bringt uns das Gefühl der Freude, Wertschätzung und vor allem Klarheit. Wir lernen uns dadurch oft noch besser kennen und lieben. Gefühle geben dem Leben Tiefe und Lebendigkeit. Das sind nicht zu verachtende Vorteile, die Sie meisterhaft nutzen und uns Lesern daran teil haben lassen - für uns alle ein mehrfacher Genuss. Mir kommt es oft so vor, als fände auch ich beim Lesen Ihrer Texte mehr Klarheit über mich.
Hui. Das ist schön!
Das Erleben intensivieren: indem man den Moment noch nicht einfach losläßt, sondern ihm nachschmeckt und ein klein wenig wiedererlebbar macht in Worten. Klar, das ist Reflexion und bringt Erkenntnis; aber es ist auch ein wenig ... unersättlich.