Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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non vitae
Dabei bin ich doch wirklich qualifiziert. Nichts an Abwesenheit ist mir fremd: Ich kenne die Entfernung von lang hin bis weit weg; ich weiß alles über Sehnen, und wie das zerrt, und im Fehlen macht mir niemand was vor. Leidprüfung: Eins mit scharfkantigem Sternchen.

Aber wenn du fort bist, habe ich Weiterbildung. Als hätte ich nix gelernt.
 
 
23. Mai 2013, 19:12                               ° entfernt

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Ein Wunsch
Worte: oh, wir haben so viele Worte. Laß uns eine Geschichte daraus machen, eine gute Geschichte, wie einen langen, guten Weg.
 
 
22. Mai 2013, 19:47                               ° erwünscht

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je n'ai pas la force
Und wie Erinnerung plötzlich Zeiten miteinander verbindet, wie die Empfindungen zurückschnellen in die Vergangenheit: Das Entzücken, als der Liebste das erste Mal einschlief in meinem Arm; er atmete tief und tiefer und wurde mir fast zu schwer, sein Gesicht ganz jung und weich. Und das Entsetzen, daß ich ihn nicht im Arm halten konnte, als ihm das Herz schwächer schlug, schwächer, und er, ein Schatten unterm wachsamen Auge von Maschinen, einschlief zum letzten Mal.

Und nun dein Kopf in meinem Schoß. Du schließt die Augen unter meinen vorsichtig streichelnden Händen; ich wage kaum zu atmen, daß mir dieses Glück nicht zerflattert.

Wie das widerhallt.

Ich verspreche mir, deinen Schlaf zu hüten. Ich verspreche mir, dich im Arm zu halten, wenn es drauf ankommt, auch wenn ich weiß, daß ich nichts in der Hand habe als dieses Versprechen.

Und da lächelst du und schlägst die Augen auf.
 
 
21. Mai 2013, 14:52                               ° vergangen

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Ein Bett
Was uns gestern gelang: der Zeit ein Schnippchen schlagen. Ausbüxen, zueinander entkommen, das Staunen, die helle Freude. Auf der Uferbank für einen Augenblick so tun, als habe der Augenblick kein Ende.

Das Gespräch, in dem wir auf einmal nicht mehr zu zweien da saßen, sondern zu viert; und was haben wir's gut: wir werden ja zweifach geliebt.

Da, wo wir uns bei den Händen hielten, füllen zwei Flüsse das Bett eines Stroms. Sie mischen sich nicht, strömen Seite an Seite ein Stück dem Meer entgegen, einer braun und einer grün, jeder mit seinem eigenen Treibgut.
 
 
21. Mai 2013, 10:50                               ° gemerkt

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Zwei Flüsse
Vom Rhein an die Ahr an den Rhein, ein Bogen: auf der Karte verspricht der Weg grün zu werden, Wald und Wald mit Siedlungseinsprengseln, die Kaffee bedeuten.

Und grün ist der Weg. Die gefetteten Stiefel tragen uns über feuchte Steine; um uns Üppigkeit. Silberperlen auf allen Grashalmen, jedes Blatt ein Schirm, von dessen Rand es trieft, und es gluckert beim Singen in den Vogelkehlen. Auf dem alten Judenfriedhof ist der Boden ein Schwamm, das Licht fällt algig, zwischen den Kieseln auf den Grabsteinen verstecken sich kleine Fische.

Wir gehen unter den Bäumen, die mit nassen Fingern auf uns zeigen. Der tröpfelnde Wald lauscht deiner Geschichte, doch mit mehr Gleichmut als ich. Ich ertappe mich dabei, wie ich sie umgestalte, ihren kleinen Kern Trauer immer wieder anrühre, ihn drehe und wende, als könnte ich etwas tun nach all den Jahren. Dann öffnet sich der Wald, und alle Worte und Gedanken stieben davon, an den Rand der Aufmerksamkeit und der beregneten Wiese.

Wir finden Unterschlupf in einer Hütte, ein Grillplatz ist auch dabei. Die Aussicht hier hat der Frühling längst zugewuchert, die Bank aus Holz ist schmal, doch im Blattwerk dicht dabei singt eine Amsel zu unserer Liebe, singt und singt und hört auch nicht auf, als ich mich schon an deiner Schulter halte und die Augen noch nicht und noch nicht öffnen möchte, noch nicht weiter will in diesem Tag.

Für den Rest der Strecke tropfe auch ich, und du umfängst mich lachend, wenn ich stehen bleiben und Atem schöpfen muß vor lauter Erinnerung.

Als unser Weg sich aufspaltet in meinen und deinen, schweigen wir beide. So vieles ist nicht gesagt, und ich weiß nichts anderes als: du, ich schreibe dir, bald.
 
 
19. Mai 2013, 12:10                               ° gegangen

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