Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Überm Tal
Dein Kopf lag auf meiner Schulter; unsichtbar sang der Bach für uns, und auf der anderen Seite des Tals erhob sich taumelnd ein Raubvogel zwischen den Bäumen und zirkelte sich in die Höhe. Dies war der Ort, den wir im Traum gesucht und jetzt mit schweren Schuhen und schwerem Atem erreicht hatten. Mein Blick verflocht sich mit dem Deinen im Waldgrün, im Blau der Ferne, in den Wolken, während wir ganz nah beieinander saßen in einem unsichtbaren Zelt -- da hätte die Zeit einfach aufhören dürfen; aber das Wasser erstarrte nicht, und der Vogel stieg und stieg.
Später dann, auf dem Pfad unter Eichen, hinab zum singenden Bach, sah ich dich Schritt vor Schritt setzen, voller Umsicht; wie du dich führen ließest vom Weg, wie du Wurzeln auswichst und Trittsteine fandest.
Und ich wußte: alle deine Aufmerksamkeit würde sich in einem Lächeln auf mich wenden, in einem Kuß zu mir strömen; du würdest dich mit einem Wort, einer Geste von diesem Weg pflücken lassen, die Vorsicht beiseiteschieben, das Ziel vergessen für den Moment, in dem ich dir etwas zu sagen hätte.
Ich wartete auf einen guten Ort, ein Echo des guten Ortes überm Tal. Dann faßte ich nach deiner Hand.
27. Juni 2013, 10:09 ° gegangen
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Etappen
Den nächsten Weg schaue ich mir auf der Landkarte an. Da werden wir hoch müssen, dort wirst du dich umwenden und mich unverhofft umarmen, hier ist ein Rastplatz mit Trinkwasser, wo ich dich küssen werde; da ist Raum für wesentliche Worte, dort werden wir uns aneinander und an der Aussicht freuen.
Oh, diese Karte steckt voller nächster Wege. Und sind wir die alle gegangen, nehmen wir die nächste Karte. Und die übernächste.
Und die überübernächste, denn diese Welt steckt voller nächster Karten.
24. Juni 2013, 00:12 ° davor
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Hin und her
Vom Morgengruß bis zum Abendsegen spannt sich ein Wortfaden zwischen uns. An diesem seidenen Faden öffnen sich Lebensräume. Reißt er, müssen wir an seinen zerfaserten Enden ersticken.
Davor war's ein Gespräch, immer ein wenig mehr als Worte, mit Schwung und mit Wucht und voller Freundlichkeit. Noch davor eine Flaschenpost hier und da, da und dort aufgefangen und mit einem Lächeln quittiert. Und was uns bis dahin gefehlt hatte, wußten wir beide nicht.
Irgendwo dazwischen wurde lebenswichtig: ein Echo haben, eines sein.
Nie wieder ohne diesen Zweiklang schreiben, sprechen, denken müssen -- so klar, so unbescheiden kann ich wünschen.
22. Juni 2013, 13:55 ° erwünscht
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nimmer
Dieses wunde Gefühl, dir Schmerz zugefügt zu haben. Was man alles nicht möchte und dennoch tut.
Ach, ich glaube, ich hoffe, du hast recht: daß es nur die Zeit ist, die uns täuscht.
21. Juni 2013, 17:33 ° gestolpert
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