Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Schatten
Ich schließe die Augen und vergrabe mich in deinem Kragen, lasse mich fernhalten von der Welt. Vielleicht schaue ich, später. Vielleicht bleibe ich lieber noch ein wenig so, als hätte ich nichts bemerkt. Vielleicht habe ich nichts bemerkt.
Sie stellt sich nicht in den Mittelpunkt, doch die Traurigkeit ist bei uns, auf Schritt und Tritt. Wenn du da bist, kann ich das besser vergessen.
19. Juni 2013, 19:16 ° gestolpert
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Hoch hinaus
Was ein guter Weg ist, das führt erst einmal nach oben, hoch zur ersten Aussicht, wo man zu Atem kommen kann und sich das Herz beruhigt.
Du und ich, wir folgen einander still; links und rechts nickt das Sommergras zu jedem unserer Schritte. Als Belohnung gibt es Kirschen aus aufgelassenen Gärten, unansehnlich und köstlich; die allerschönsten aber hängen hoch als Bild vor blauem Himmel.
Das ist der Sommereinbruch: Ein heißer Wind vom Tal her trägt Holunderblütenduft, Kiefernharz und wilden Thymian. Der Blick wird diesig, und der Schatten -- jeder Schatten -- ruft.
Wir nehmen einen Pflaumenbaum, der Früchte trägt; klein und grün sind die und beißen mit Säure zurück. Durchs niedrige Gezweig scheint Blau und macht uns ein Zelt, ein Zimmer, ein Dach überm Nest im Gras. Da hüllen wir uns in die Mittagsgesänge der Vögel, tragen Sonnenflecken als Schmuck, und den geteilten Schrei küssen wir einander von den Lippen. Wie schön du bist. Wie schön ich bin bei dir.
Später schlafe ich, vom Höhenwind gestreichelt, und träume: ein riesenhaftes Teleskop, in Teilen in der Landschaft verstreut; gemeinsam fangen wir an, es zusammenzubauen, was nicht leicht ist. Ich klemme ein Stück zwischen die Knie, und wir stecken es mühsam und sorgfältig zusammen ...
Als ich erwache, wandert eine Ameise über deine Schulter, da, wo sie an meiner liegt. Sie sieht uns nicht, sie sieht nur ihren Weg. Sie weiß nicht, daß wir zwei sind und daß wir hier nicht bleiben, sondern heute schon wieder auseinandergehen werden, am Ende unserer Wanderung.
18. Juni 2013, 15:01 ° gegangen
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Neunzig mal zweihundert
Nachts betrachte ich dein Gesicht auf dem Kissen, hell und klar im Licht der Straßenlaterne. Du schmollst nicht im Schlaf, du lächelst; alle Flächen glatt, alle Linien wie mit dem Silberstift gezeichnet. Du scheinst. Hinterm Wimpernglanz weiß ich deinen Blick, das Dunkelste an dir, ganz auf deine Träume gerichtet.
Dein Atem fließt sanft über mich hinweg ins Ferne.
In der Weite deines Bettes haben wir Welten gestaltet, dem Untergrund Falten und Täler beigebracht, Deckengebirge aufgetürmt. Inmitten dieser Landschaft finden wir einander, zwei Körper, warm und winzig in der Dunkelheit, eng geschmiegt, daß wir uns nicht verlieren im Schlaf.
16. Juni 2013, 15:38 ° danach
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Aussichtspunkt
So weit ich auch hinter mich blicke: Wie oft in meine Gedanken über dich und mich noch nie gehört.
16. Juni 2013, 13:06 ° eingenordet
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Quengeln
Und wie die Zeit mit diesen schleppenden Schritten geht. Jetzt beginnt sie auch noch zu hinken, stark übertrieben natürlich; gleich bricht sie, es sieht ganz danach aus, vollends zusammen.
Ich möchte die Tage schubsen, daß sie endlich aus dem Weg gehen; innerlich brülle ich sie an. Viel zu viele Stunden gibt es!
Morgen, das weiß ich genau, werden sie in aller Hast zusammenpacken und das Feld räumen; dann haben sie wieder anderswo zu tun, und die paar, die uns bleiben, werden wieselflink sein, forellenschnell vorbei.
11. Juni 2013, 18:54 ° entfernt
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