Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Widersehen
So schön gerahmt deine Flanke, der Saum heller Haare, darin dunkel meine Hand auf dem Weg zum Rand des Bildes: Dein neuer Bettnachbar beobachtet genau, gibt gründlich wieder und wertet nicht. Ich mag ihn.
21. April 2022, 19:50 ° eingenordet
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festgehalten
Wie du über mir kniest, Bauch und Brust in der Verkürzung und darüber dein gerötetes Gesicht. Die Augen hast du geschlossen und die Beine geöffnet, daß ich an alles gut drankomme und schmecken kann, was ich zugleich um deinen Mund sehe: wie du den Schritt machst an den Rand deiner Konzentration, dahin, wo's abschüssig wird, und wie du da balancierst in schöner Mühseligkeit --
12. Juni 2021, 13:09 ° eingenordet
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ganz
Ich schaue dich an: Du hast die Augen geschlossen, bist jetzt, wo wir so dicht beieinander sind, ganz bei dir, ganz und gar du. Du fragst nichts und verlangst nichts, du bist ohne Gedanken, du hast Schalen und Schichten und Häute abgeworfen bis zu deinem Innersten, deinem leuchtenden Kern.
Ich halte dich wie eine Flamme.
27. Juli 2020, 12:16 ° eingenordet
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vorher, nachher
Erst bin ich die Schale und du der Kern, der meiner Mitte fehlt; dann bist du die Schale zu mir nacktem, weichem Kern.
5. Juli 2018, 00:28 ° eingenordet
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Eilig
Kommt da wer? -- Niemand zu sehen. Es ist früh, wir sind schon ordentlich gestiegen, und an diesem Aussichtspunkt interessiert uns nicht die Aussicht. Vor Blicken geschützt und vor Wind, stürzen wir einander in die Arme,
Hände schlüpfen unter Hemden, Nasen in Kragen, und mit geschlossenen Augen sind wir hier oben ganz alleine auf der Welt. Wie lange ist das her, daß wir so dicht beieinander waren?
Darf ich?, fragst du, und: komm zu mir, sage ich, und auf einmal haben wir's eilig, nesteln an Knöpfen, an Gürteln, und kommt da wer? -- Ich höre nichts, und dann werden wir ein bißchen leichtsinnig und ein bißchen laut, dann
drängst du dich hinterrücks an mich und ich halte mich an der Holzwand, und dann pflücken wir einander wie den ganzen, herrlichen, nassen und windigen Tag.
Später ruhen wir, während der Rest der Welt wieder zwei Schritte näher tritt, und da könnte ruhig jeder kommen, aber es kommt keiner.
War das vor lauter Frühling?, frage ich. Das war, sagst du, weil's ging.
Nicht einmal die Mützen haben wir abgenommen.
15. März 2018, 10:21 ° eingenordet
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Ich komme
und bringe dir alles: mein Begehren, mein Entzücken; meine Bedürftigkeit. Ich komme völlig nackt zu dir, du darfst alles sehen.
Und du erwartest mich, völlig nackt.
3. August 2017, 14:05 ° eingenordet
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Innen
Wie Möbel die Bäume, sagst du, und als wir uns niederlassen, fällt die Zimmertür hinter uns ins Schloß. Ein Weilchen sitzen wir am Hang und schauen dem Sonnenlichtspiel zwischen den Stämmen zu; dann wird uns kalt, und wir ziehen uns aus.
Du legst dich hin für mich. Schau, der Himmel über uns, wispere ich dir ins Ohr, aber du hast die Augen geschlossen. Das Licht liegt auf deiner Stirn, deinen Wangen und küßt dich, wo ich dich nicht küsse; das Laub hält dich, wo ich dich nicht umfange.
So, genau so, flüsterst du, und dann wirst du ein wenig laut, aber das macht nichts, denn die Tür ist ja zu.
30. Juli 2017, 19:12 ° eingenordet
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reziprok
komm für mich, sagst du, und das: daß, was du mir schenkst, ich dir zum Geschenk machen darf, ist ein Grund dafür, daß ich gar nicht anders könnte
6. Mai 2017, 08:22 ° eingenordet
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strahlend
Du leuchtest in meinen Armen. Du gibst dich hin, läßt alles los, gießt dich aus. Alle Schatten fliehen dich; du scheinst, du glühst, daß ich den Atem halte.
Du hast keine Zukunft, keine Vergangenheit. Du erinnerst nichts und fürchtest nichts. Du sammelst dich auf der Grenze zwischen Jetzt und Hier, zitternd unter meinen Händen, ganz Haut, ganz Spüren, und was du spürst, wird Schönheit.
Ich hatte fast vergessen, wie das ist.
24. November 2016, 22:34 ° eingenordet
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und dann
Es ist ein Kuß, den du erwiderst, du antwortest meinen Zungenschlägen. Mein Zittern ist ein Widerhall des deinen, und, oh, ich wäre gern an deiner Seite, um dich zu halten, deine Brust, deinen Mund möchte ich küssen zugleich und dein Gesicht sehen, wie es glatt und klar wird, gedankenfrei, vollkommen und nichts anderes als: du.
Ich schmecke, ehe ich es höre: gleich! Du nennst mich beim Namen, es klingt wie ein von ferne zugefügter Schmerz, du spannst deinen Bauch im Puls, und ich liebe, liebe das, wenn es dir, dem Dichter, nicht die Stimme verschlägt, wohl aber die Worte. An meinem Gaumen das kleine Prickeln. Oh, du, du!
Danach bist du weich und erschöpft, deine Haut feucht von Schweiß; du ziehst mich an dich und küßt mich, während ich in deinen Armen mich verliere, auf den nassen Mund.
12. Oktober 2016, 16:58 ° eingenordet
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