Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Waldweg durchs Bachtal.
Küß ihn, wispert der Bach. Du nimmst meine Hände unter deine Jacke, unter deinen Pullover und dein Hemd; sie sind kalt, meine Hände, auf deiner warmen Haut, aber du lächelst. Nach Luft schnappst du erst, als ich sie höher wandern lasse. Küß ihn, wispert der Bach, und meine Lippen sind auf deinen, bis meine Hände gar nicht mehr so kalt sind; deine Augen werden zarte Striche und dein Mund ein Ah oder ein Oh. Ein Plätzchen wär hier doch, murmelt der Bach. Aber es ist Herbst und naß und außerdem vom Weg zu sehen ... Spießer, schäumt der Bach. Du hast den Kopf in den Nacken gelegt und ich die Nase an deinen Hals; macht doch, was ihr wollt, Langweiler, gluckst er, und ich küsse dich, und noch einmal.
Dann verschränken sich meine Hände hinter deinem Rücken, das ist schwierig, und beide seufzen wir, sammeln uns und verlassen den Bach und was er so schwatzt. Bald, nicken wir einander zu. Bald.
17. November 2013, 21:05 ° gegangen
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vom Walde hernieder
Es wird wohl Frost geben. Im Dämmer der zunehmende Mond leuchtet auf, schärfer vorm Blau, das ganz allmählich ins Schwarze gleitet. Abendglocken und das Herunterratschen von Rolläden. Schimpfend schlägt sich eine Amsel in die Gartenhecke. Es riecht nach Holzrauch und schlichter Küche.
Heimkehr. Abendfrieden. Verheißung eines Tischs im Warmen, während draußen die Nacht sich vertieft --
Da vorne geht's zum Bahnhof; da endet unser Tag in der zuckenden Neonbeleuchtung. Gleise gibt es in zwei Richtungen: eine für mich, eine für dich.
14. November 2013, 13:03 ° gemerkt
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Sonnenbad
Jetzt kommen die fröstelnden Wege: Wolle über Wolle, Butterbrote in klammen Fingern, immer schnell aufstehen und weiter; das wärmt. Wo wir an kürzeren Tagen längere Strecken schaffen und mit einem Bärenhunger nach Hause gehen.
Doch selbst auf solchen Wegen gibt es Sonne, und die schaute freundlich herunter auf eine Bank an hoher Felsenkante, so warm, daß das Holz fast knackte, und da saßen wir, aneinandergerückt, als frören wir. Eine Libelle ließ sich bei uns nieder und breitete ihre Flügel ins Licht.
Ich wärmte deine Hände und betrachtete dein leuchtendes Gesicht. War da etwas, was wir sprechen wollten? Die Sonne ließ ja alles schmelzen, was nicht nah war und warm und herrlich, und wir schauten ihr zu, wie sie am Himmel verharrte und für uns schien. Die Libelle flog immer wieder glitzernde Erkundungsflüge über uns hinweg.
Zwischen Trägheit und Zärtlichkeit und Lachen über unsere alten Knochen nahmen wir diese Stunde oder anderthalb, zogen sie um uns und ließen uns durchglühen, von allem Schweren läutern, bis wir hätten aufsteigen können und davonschweben.
Später zogen lärmend Kraniche über uns hinweg, in grau-lichtem Geschwader, sagtest du leise, und des Südens Wärme blieb uns noch ein Weilchen, für diesmal, bis die Sonne sank.
14. November 2013, 12:41 ° gegangen
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Und während
das Jahr sich eindunkelt, unwirtlich, ungastlich, unfreundlich wird, lockt ein heller Weg. Ich schichte Kleidung, daß ich mich darunter öffnen kann, und packe Brot für zwei.
Worte geben Wärme und Licht. Gute Fackeln sind sie auch.
11. November 2013, 17:56 ° davor
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Kur, Elixier, Tonikum
Ach, ich weiß doch auch nicht.
8. November 2013, 23:43 ° gestolpert
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unbescheiden
Laß uns einen Weg machen. Morgens laß uns zusammenkommen und gleich nach dem Kaffee aufbrechen, nicht so weit von der Bahnlinie, so daß wir am Abend unsere Züge gut erreichen.
Zur Nacht dann nehmen wir ein trockenes Plätzchen im Wald, unter Kiefern, außerhalb der Hexenringe im Vorjahrslaub. Mit der Dunkelheit werden wir leise. Wecken wird uns das Frühlicht in den Zweigen, und wenn die Sonne sich erhebt, sind wir schon unterwegs.
Nach zwei Tagen werden wir über den Rand der Karte gegangen sein. Nach drei weiteren sprechen die Leute unvertraut. Nach zwei Wochen oder nach vier, das weiß man nicht, werden wir das Meer schmecken, Möwenschrei und Salz, werden wir auf Sand schlafen und zuschauen, wie der Morgen das Wasser vom Himmel trennt.
Dann sehen wir weiter.
8. November 2013, 16:28 ° erwünscht
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