Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Gesichter
Hinter das erste, die fest gespannte Maske, ließ sich nicht schauen. Ich betrachtete dich von der Seite und schlang die Arme um mich gegen die Kühle am Fluß, wo du mir die Wange botest. Da strahlte ein anderes Gesicht, eine plötzliche Helligkeit, auf unter meiner Hand.

Später sah ich, wie deine Stirn sich glättet in Konzentration auf die kleinen Verrichtungen; wie du strahlst, wenn du schenkst, wenn du empfängst. (Noch später sah ich deine Augen schwarz werden, ich sah deine Raubvogelnase, die funkelnden Reihen deiner Zähne. Und dann das weiche, erschöpfte Gesicht, der Mund zu müde, dein Leuchten in ein Lächeln zu fassen.) In der Nacht betrachtete ich deine Züge, durchscheinend vor Schlaf und Glück.

Nicht im Schlaf, sondern im Lachen zeigst du dein Kindergesicht; das effiziente, dein Arbeitsgesicht mit den leicht gehobenen Brauen, kenne ich schon, und auch das ungeduldige, das dich älter macht und Platz schafft um dich. Ich habe gesehen, wie Enttäuschung deine Lippen aufeinanderpreßt, wie ein Gedanke Lichter ansteckt in deinen Augen, wie du lauschst, und ich weiß, wie du die Stirn zärtlich neigst.

Wovon ich nicht müde werde: wenn sich in deinem Gesicht das Schöne spiegelt, wie es zusammenschlägt über dir, und wie sich der Glanz einen Moment zusammen mit dem Atem halten läßt, in verflochtenen Fingern, im Wechsel eines Blicks.
 
 
11. April 2014, 18:31                               ° entfernt

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Im Gehen
all die Wärme noch einmal an mich ziehen, dem Lachen nachschmecken und den Worten; wie du hinter der Scheibe des Zugfensters davongleitest, dein Winken erwidern, auch wenn du es längst nicht mehr siehst.

Wo wir lagen, ist eine flache Kuhle im Laub; die Blätter werfen das Licht etwas anders zurück. Das leiseste Lüftchen wird diesen Abdruck verwirbeln, doch wann immer ich zurückblicke, kann ich ihn erkennen.
 
 
9. April 2014, 02:05                               ° danach

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Laubausbruch
Gleich am Anfang gehen wir fehl und finden den schönsten Aufstieg in der Morgensonne: auch Kirschgärten werden im Alter wilder. Wir bleiben an jeder Kehre stehen und schauen mit Ah und Oh ins Tal, bis der Fluß für heute zurückbleibt.

Die Waldränder sind weiß gesäumt, darüber spannt sich der Himmel hell und voller Lerchen. Der Weg schlüpft zwischen die Bäume, und selbst hier ist kein Halten für das Licht, in dem sich die Buschwindröschen strecken.

Wir gehen und schauen, und das Licht geht mit: streicht sanft über die Blätter aus dem letzten Herbst, tupft Veilchenkissen auf den Weg, wirft grüne Schleier zwischen Buchen; nur im Nadelgehölz bleibt es hängen und erwartet uns weiter vorn, winkend und lockend.

Auf einer Anhöhe machen wir Lager. Buchenblätter rascheln unter der hingebreiteten Decke, Hummeln kundschaften, und das Licht wärmt uns die Haut, das einzige Weiß des vergangenen Winters. Ich betrachte deine Hand auf meinem Arm, deine Finger und Knöchel und gleich dahinter die Hügelketten, bis zum Horizont ein friedliches Rund. Wir in seiner Mitte füllen es aus.

Später, das Licht kennt uns genau, sind die Bäume ein bißchen grüner, der Weg trägt andere Farben in den Abend. Als unser beider Wege sich trennen und dein Zug dich mit fortnimmt, entfaltet sich oben in den Hügeln weiter Blatt für Blatt: Könnten wir diesen Weg morgen wieder gehen, es wäre alles neu.
 
 
3. April 2014, 11:21                               ° gegangen

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Selbstbildnis
als reife Nymphe zwischen kaum entrolltem Grün, Vorjahrslaub im Haar, ihrem Faun zur Liebe die Lachfalten küssend.
 
 
2. April 2014, 22:23                               ° danach

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