Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Widmung
Es sei dir zugedacht, angedichtet, aufgeschrieben, hergeschenkt und hingegeben das Beschreibliche wie auch und vor allen Dingen das Unaussprechliche, Nichtzusagende, das Über-alle-Maßen, das Außerordentliche und alles dazwischen.
 
 
4. September 2014, 20:59                               ° ich

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außerplanmäßig
Völlig verrückt, aber es hatte alles geklappt, trotz Verspätung, unverständlichen Durchsagen und Gewühl am Bahnhof. Wir hatten uns gefunden, ich mit meiner Tüte Obst in der Hand, das wir erst einmal in einem Park verzehrten; dann erreichten wir unser Ziel wie im Traum, fielen für zwei Stunden aus der Zeit, und du gingst am Ende mit neuen Schuhen, solchen für die nächsten zwei-, dreitausend Kilometer. Es hatte alles geklappt.

Dann standen wir im Zug zurück auf dem Gang, Lokführerstreik, keiner wußte, wie es weitergeht und ob überhaupt, ständig drückte sich jemand an uns vorbei. Draußen wurde es dämmrig, und plötzlich gab es kein Zuhause, keinen Ort für uns; wir würden immer so weiter reisen müssen, ohne je anzukommen, müde auf den Tod. Ich zog dich an mich und spürte deine Erschöpfung; aber es gab keinen Trost, nur ein wachsendes Heimweh, und als ich ausstieg und dich davonfahren ließ, stand es neben mir auf dem Bahnsteig, schaute es mit dir aus dem Fenster, und mit Winken ließ es sich nicht vertreiben.

Als würde ich dich nie wieder sehen. Dabei sind es doch nur acht, vielleicht zehn Tage.

Ich weiß nicht, was die Angst will von mir.
 
 
2. September 2014, 17:09                               ° gestolpert

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zum dritten
Das Laub ist schon etwas fadenscheinig, angestrengt vom Sommer. Die Luft schmeckt nach Spinneweb, und selbst zum Mittag schaut die Sonne nicht mehr allzu scharf auf uns. Diesmal regnet es nicht. Wir gehen Abkürzungen; die markanten Punkte der Strecke grüßen uns, und wir lachen, wenn sie das in einer unerwarteten Reihenfolge tun.

Nur die Hütte unter den Mirabellenbäumen ist, wo sie immer war. Wir ziehen ohne Umschweife ein -- komm nur, komm --, während die Hunde im Tal bellen wie verrückt. Dann sind plötzlich Leute da, eine größere Familie, die freundlich grüßend einmal die Hütte umrundet und wieder verschwindet. Vielleicht wollten sie wissen, ob die Mirabellen schon reif sind, aber die Früchte sind sauer.

Wir ruhen etwas in der Sonne. Ich lege mich auf die Bank, dein Umriß ist dunkel vor dem blauen Himmel, und daß du lächelst, weiß ich, ohne es zu sehen. Diesmal singt keine Amsel, sondern ein Rotkehlchen für uns; das sät mir eine kleine Unrast ins Herz. Wir brauchen mehr Wege, viel mehr Wege; wo sollen wir die nur alle hernehmen --!

Am Abend wartet deine Nachricht auf mich. Da liegt er, der ganze heilige, profane, wunderbare, wildwüchsige Tag, in deine Worte gefaßt wie ein geschliffener Stein, und ich kann ihn greifen und gegens Licht halten und ihn immer wieder betrachten.

So wird sie uns schon nicht zu eng werden, diese Welt.
 
 
31. August 2014, 01:53                               ° gegangen

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Im Zug
Durch die Landschaft meiner Jugend: lauter schöne und herzzerreißende Orte; ich zeige dir, was sich zeigen läßt durch das Fenster eines fahrenden Zuges, der hält hier an jedem dicken Baum, und ich bin gedanklich immer eine Station zu weit, als kennte ich mich hier gar nicht aus.

Und einmal drehst du dich um und schaust, ob wirklich alle Ausflügler und Pendler aus dem Waggon verschwunden sind, und dann ziehst du mich an dich und küßt mich auf den Mund, und ich bin

erschrocken: zwei Welten beieinander, so dicht; ich dachte, wenn sie sich berühren, müßten sie zerplatzen wie Seifenblasen, aber hinter dem Fenster breiten sich die Felder über die Hügel, wie sie sie das immer schon tun, und du sitzt neben mir, schaust und hörst, und du lächelst.
 
 
23. August 2014, 14:49                               ° danach

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