Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Berggänger
Oh, dieser August ist ein ausgezeichneter September: frisch genug zum Steigen, nicht zu kalt zum Rasten.
Neben dir werde ich sitzen zwischen den anderen, hinter dir gehen, und wir werden uns nicht mehr anlächeln als nötig. Hin und wieder werde ich dich etwas fragen, was ich schon weiß.
Dieser Weg steckt voller Gefahren, Steinschlag, Gletscherspalten, Glutlawinen: wir werden uns in acht nehmen. Ich werde Brombeeren essen und Spinnen auf dem Hut nach Hause tragen und eine Sehnsucht von ganz neuem Geschmack.
20. August 2014, 21:41 ° davor
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viel Wasser den Fluß
Und so viel schwarze, schwere Dinge, die der Strom mit sich führt.
Entfernung bis zur Erschöpfung.
18. August 2014, 20:37 ° entfernt
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unerwartet
Ich bin vor dir auf dem Bahnsteig und erwarte dich, statt umgekehrt. Ich kann nicht lesen, ich kann nicht nichts tun -- ein wesentlicher Teil von mir eilt dir entgegen, und als du dann wirklich auftauchst, Gestalt und Gang und Haltung, bin ich gleich um dich, noch ehe du mich gesehen hast.
Du näherst dich langsam, während meine Blicke dich wild umarmen. Du schaust zu Boden. Zwei Falten stehen dir auf Stirn; die Lippen, die ich gedanklich längst küsse, sind aufeinandergepreßt.
Da blickst du auf, gefrierst; dann schlägst du eine Hand auf dein Herz und kommst zu mir, die Schritte weit, die Arme weit und dein Gesicht hell von unaufhaltsamer Freude, von Willkommen, von Begehren.
Als ich später im halben Dunkel auf deiner Schulter ruhe, sind deine Lippen wundgeküßt, müde und schön, wie Blütenblätter. Matter Samt, denke ich, von Herbstrosen.
14. August 2014, 00:06 ° danach
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Self Service
Wie einmal die Bedienung nach dem Herstellen unserer Milchkaffees spurlos verschwand und wir dem Schaum auf den Tassen beim Zusammenfallen zusehen konnten, denn da standen sie ja, in der Küche; und du bist nach einiger Zeit aufgestanden und hast den Kaffee einfach selbst geholt, als tätest du nie was anderes. Zucker mußtest du aus dem Schrank nehmen; und: darf's sonst noch was sein?
Beim Kaffeetrinken, ganz heiß war er nicht mehr, machten wir Witze darüber, wen wir denn nun bezahlen sollten und wofür, und irgendwann beschlossen wir, Geld auf den Tisch zu legen und zu gehen.
Die Bedienung kam dann doch zurück und schaute irritiert auf uns, auf die leergetrunkenen Tassen; aber sie sagte nichts, und wir sagten auch nichts.
Wie scheußlich die Wandgemälde waren; und das Café eigentlich schön, so ein rührend-prachtvoller Gründerzeitbau, Kurcafé allererster Kategorie vor hundertfünfzig Jahren.
Wir gingen lachend.
8. August 2014, 18:26 ° gemerkt
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