Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
be prepared
Mühsam lesend, in ein paar Minuten würde ich dich am Gleis erwarten, saß ich im halb leeren Zug, als ein Schatten am Rande meines Blickfelds größer wurde und sich mir gegenüber auf den Sitz fallen ließ.
Statt des reflexhaften Unwillens (so nah!) packte mich eine Freude wie ein Schreck, und da hatte ich das Buch schon sinken lassen und schaute in dein lachendes Gesicht, entgeistert, nehme ich an, und während wir uns längst küßten, meine warmen Lippen deine winterkalten, war mein Hirn noch nicht so weit und probierte Geschichten aus, in denen ich zu weit oder im verkehrten Zug oder was falsch verstanden oder -- ach was, da warst du und lachtest und sagtest: ich habe einen Zug früher genommen; die Verwirrung ordnete sich in mir zum Glück, und hinzu kam das Vergnügen darüber, so ganz und gar und herrlich überrascht worden zu sein.
16. Januar 2015, 10:18 ° gemerkt
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kein Anschluß
Der Tag, den wir, wäre nicht die Vernunft, gut miteinander hätten verbringen können, und an dem wir dann so überhaupt nicht zueinander finden konnten.
11. Januar 2015, 22:02 ° gestolpert
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Sturmwarnung
Aber wann, wenn nicht jetzt? Also besser einen Weg ohne viel Wald, mit Ein- und Umkehrmöglichkeiten, Regenkleidung eingepackt, und los. Man nimmt, was man kriegt. Spatz in der Hand. Und stürmische Zeiten, sowieso.
Der Weg führt uns tief ins Land, und wir gehen ihn einträchtig, im vertrauten Schritt, fast dreißig Kilometer, aber die merken wir nicht, oder doch nicht sehr. Durch die Baumkronen tobt der Wind, und weil er da nichts findet, wirbelt er das Laub vom Boden auf. Wir klettern querfeldein, und es riecht nach Frühling.
Irgendwann steigen wir aus dem Talgefältel auf die Höhe. Der Wind nimmt Anlauf, aber so recht in Fahrt kommt er nicht; wir schauen über sattgrüne Felder und kahles Gehölz, sehen Wolkenbänder wie von Gemälden, Hügel und Wälder und Städte, und dahinter: Blau. So eines kann nur der Horizont tragen; rufendes, lockendes Blau, das ins Herz schneidet und zugleich verspricht, wenn man nur käme, dann würde es sich schon wie ein sanfter Mantel auf die Schultern legen, ein Zaubermantel, einer, der keine Wünsche offen ließe --
Diese Fernen kennen wir schon; da sind wir überall schon gewesen. Uns ist die Nähe viel gefährlicher: Kuß und Lächeln und die Wärme, die meine Hände unter deiner Kleidung finden. Alles, was wir am Ende dieses Weges zurücklassen müssen. Du bist fern, fern, fern. Und wann sehen wir uns wohl wieder?
Am Ende tobt und heult das Blau, da hilft es gar nicht, ins Haus zu gehen.
9. Januar 2015, 23:51 ° gegangen
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All
Wie du deine Stirn an meine Brust schmiegst, umfasse ich sanft deinen Kopf und spüre die Wölbung deines Schädels: da halte ich in meinen beiden Händen eine ganze Welt.
7. Januar 2015, 22:02 ° danach
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