Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Frühling
Es geht darum, behutsam zu sein. Es geht darum, sacht, ganz sacht die Finger zu öffnen, einen nach dem anderen, und die Sonne auf den Handflächen zu spüren. Die Wärme muß man sich gut aufbewahren, die Zärtlichkeit, die zu ihr gehört. Die schönen Blätter aus dem Herbst, den geschenkten Stein, die Blicke, jeden Kuß.

Es geht um Wind und Helle, um Lösen, um Lächeln. Lass uns ein Stückchen gehen, ja? Das Jahr ist doch noch leicht.
 
 
24. März 2017, 22:01                               ° betrachtet

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Draht
Für Wichtiges taugt er wirklich nicht, doch deine Stimme trägt er mir zu. Ich pflücke den Sinn von den Worten wie trockene Blätter, und dann höre ich: ein wenig rauh vielleicht von der Frühe, Lächeln oder gerunzelte Stirn, ein Seufzen mit tausend Richtungen, Augen und Hände und Gedanken und ihre Beschäftigungen, oder auch einfach nur: dein Schweigen.
 
 
6. März 2017, 14:51                               ° betrachtet

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gefaßt
Ich lese. Ich staune: das bin ich in deinen Geschichten, fremd und doch ganz klar: ich, wie mich keiner sonst kennen könnte. Ich wende Blatt um Blatt. Du hast mich in den Blick genommen und, was du siehst, in deine Worte gehüllt, und sie passen besser als jedes Kleidungsstück.

Du hast mich erzählt.
 
 
3. Februar 2017, 21:11                               ° betrachtet

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Besser, besser
Lieber, dein Lächeln ... das blüht wieder.
Das merkst Du, Liebe. Du kennst mich.
 
 
1. Dezember 2016, 17:15                               ° betrachtet

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daß du geliebt seist
Es ist nicht wenig oder klein, nicht leicht zu haben, weil ich es oft dir sage. Ich sage es dir oft, denn ich glaube, daß du's hier und da vergißt, obwohl du es doch wissen mußt, unbedingt.
 
 
18. September 2016, 22:57                               ° betrachtet

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Puls
Bei der Liebe kommt dein Kern zum Vorschein. In der Hingabe bist du hell und glatt und weich, streifst ab, läßt zurück, verlierst dich und erreichst mühelose Fernen

und bleibst dann für kostbare Augenblicke erlöst in meinen Armen, ehe die Welt dich wieder greift.
 
 
25. August 2016, 19:57                               ° betrachtet

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Älterwerden
Nach langem Liebesleben sagen dürfen: nie, nie zuvor ist es so gewesen, das ist ein Geschenk. Aber so spät? Und in ein selbst gewähltes, gestaltetes Leben hinein?

Mein früheres Ich hätte gesagt: Nein, besser nicht. Zu spät. Zu schwierig. Früher gab es Wege, und es gab unbetretbares Gebiet.

Dazu hätte dieses komplizierte Leben gehört, mit zwei Herzen und geteilter Zeit. Das hätte ich mich früher nicht getraut. Auch heute tu ich's nicht bedenkenlos, schon gar nicht Hals über Kopf, sondern einen tastenden Schritt nach dem anderen. Den Mut, nicht weiter zu planen, habe ich erst jetzt. Was mir heute im Vergleich zu früher fehlt, sind Gewißheiten, Erwartungen, Eifersucht. Ich bin großzügiger geworden. Ich weiß, wie wenig ich weiß.

Heute sage ich also: wie sollte ich ein solches Geschenk ausschlagen? Es gibt nichts Kostbareres, als einen Menschen auf seinem Weg begleiten zu dürfen. Und sind wir nicht all die Jahre für einander herangereift; sind wir uns nicht mit vollen Herzen und Händen begegnet, so reich, wie uns nur die Zeit machen konnte?
 
 
19. April 2016, 12:29                               ° betrachtet

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nicht alles verstehen
Wenn ich mich im Spiegel anschaue, sehe ich nichts Besonderes; ein alternder Leib, Gesicht und Hände mit Spuren von Zeit und Leben. Daß du mir sagst, ich sei schön -- Lieber, das muß etwas in deinen Augen sein, darum nehme ich's mit einem Lächeln hin. Und bin, für dich, schön.
 
 
7. März 2016, 12:57                               ° betrachtet

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Myriaden
Beim Umlagern nur eines Teiles unserer Gespräche hätte ich Schaufeln, ach, Bagger brauchen können.

Hier ein Satz, da ein Aufsatz, mal ein kleiner Wetterbericht und mal zur Lage der Nation, Nabelschau und Nachbetrachtetes, Träume, Fragen, Zweifel und Gelächter -- kein Mensch könnte das zählen, keiner ermessen: ein Fluß, ein Strom, eine Flut von Worten.

Ich bin, nein: wir sind reich.
 
 
20. August 2015, 11:34                               ° betrachtet

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Limbus
Wie du dem Weckergezirp zwischen die Kissen zu entkommen suchst, dich blind gegen den Morgen wehrst mit Geknurr und schwarzen Blicken, wie du unglücklich nach mir greifst und das Gesicht birgst vor allem, was Licht zu werden droht; wie der Tag dich von sich stößt und du dich zusammenrollst und in dich selbst faltest auf der fruchtlosen Flucht vor dem Tag  --

hätte ich in diesem Augenblick nur einen Wunsch frei, ich schenkte dir die Dunkelheit zurück, Stunden um Stunden, mit vollen Händen.
 
 
14. April 2015, 08:48                               ° betrachtet

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