Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Hitze
Kein Lächeln, als ich eintrete. Du liegst eingewickelt in Decken, die Augen sehr dunkel im weißen Gesicht.

Daß du mir nicht frierst! Ich wickle meinen Schal um dich und koche dir Kaffee. Ich habe Orangen mitgebracht und ein Büchlein mit Geschichten, die zwischen zweimal Augenschließen passen.

Dann liege ich an dich geschmiegt. Heizkörper. Deine Wärme strahlt durch Kleider und Decken hindurch; meine Zärtlichkeit reicht bis auf deine feuchte Haut, und dann grabe ich doch die Nase in dein Haar und küsse dich innig und merke wieder, wie schwierig Krankenbesuche sein können.

Später, als ich dir Orangen und Geschichten lasse und meinen Schal wieder an mich nehme, lächelst du, und deine Augen sind klar. Ich gehe und weiß, daß dir auch ein leerer Raum bleibt und die Traurigkeit, aber das Fieber sinkt. Und nun: schlaf.
 
 
17. Februar 2015, 21:24                               ° danach

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Ein Tag von dir.
Nicht mehr als ein Tag, aber voller Kostbarkeiten. Ich gehe beschenkt:

Dein Winken am einfahrenden Zug, einen Bahnhof zu früh. Wie freundlich deine Decke für uns beide reichte. Wie deine Küsse nach Kaffee schmeckten und nach mir. Wie du mir in die Brust griffst und mir das Herz umdrehtest. Ein Sternenhimmel, heller als der Tag. Deine Stimme, um meinen Namen geschlungen. Wie ich plötzlich wußte, wer du bist. Brot, Rosmarin und Salz.

Als Gegengabe hab ich nur ein halbes Spiel für dich. Und daß ich mich an deiner nächsten Matratze beteiligen möchte.
 
 
23. Januar 2015, 22:18                               ° danach

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All
Wie du deine Stirn an meine Brust schmiegst, umfasse ich sanft deinen Kopf und spüre die Wölbung deines Schädels: da halte ich in meinen beiden Händen eine ganze Welt.
 
 
7. Januar 2015, 22:02                               ° danach

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Ruhestörung
Am kürzesten Tag des Winters war ich fast so lange bei dir wie das Licht.

Von Zärtlichkeit überwältigt: Krankenbesuche kann ich nicht. Auf dem Bettrand sitzen, während du warm und matt liegst, gleich unter der Decke nackt -- schwierig; oder vielmehr: nicht möglich.

Und nun: ist es dunkel. Aber die Nächte schnurren von heute an zusammen; das wird für uns weniger Schlaf. Und mehr Weg.
 
 
21. Dezember 2014, 19:48                               ° danach

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Eichhörnchen
Stibitzte Stunden: über deine Schulter aus dem Zugfenster Wege geträumt, eine sahneselige Herrlichkeit lang in Torte geschwelgt und im Museum die Aussicht vor den Fenstern, schwer bezuckert, gestochen und koloriert an den Wänden gesehen.

Meine Hand in deiner Tasche. Dein Atem an meiner Schläfe. Untergehakt ein wenig promenieren: Und wenn uns wer sähe? Ach, wird ja schon dunkel.

Mit heim nehme ich deine Stimme, gemurmelte Worte von eisenfarbenen Bergen und Gestalten aus Licht; ich nehme mit die Wärme deiner Hände und den Kuß, den du mir schenktest am Scheitel zweier Ufer.
 
 
14. Dezember 2014, 19:36                               ° danach

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Die Gastlichkeit der Nacht
Auf den Weckton folgt dein Wehlaut. Du gräbst die Stirn in meine Halsbeuge; deine Hände, wacher als du, wandern prüfend über mich, als wollten sie sichergehen, daß ich noch da bin und ganz.

Mit geschlossenen Lidern wehren wir uns gegen das Licht, die Kälte, gegen die Zeit selbst; wo sind denn all die Stunden hin, die uns eben noch zustanden? Wie frierend pressen wir uns aneinander, kriechen in die Dunkelheit zurück, aber der Tag greift doch schon zwischen uns, zupft an unseren Wegen, daß sie auseinanderfallen und in ganz verkehrte Richtungen führen.

Wir müssen uns warm anziehen, bis wieder eine Nacht uns findet.
 
 
11. Dezember 2014, 20:58                               ° danach

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Souvenir
Morgens mit zwei Tassen Kaffee wieder ins Bett schlüpfen. Wenn du gehst, die Decke noch mal bis zum Kinn ziehen und gemächlich zu mir kommen. Später dann pendeln zwischen Tagwerk und unserem Gespräch. Dich empfangen mit Kaffee; und der Tag hat noch Stunden für uns, mit Worten und Bildern und Küssen von Leib und Seele.

Der nächste Morgen, viel zu früh, findet mich weich und wund, wie ohne Schale. Das kenne ich schon: alles Stützende, alles Schützende kommt unter deinen Händen fort. Ich ziehe mich an und trage diesen sanften Schmerz, zur Erinnerung, gleich auf der Haut.

(Und wie ein junges Ding bin ich verlegen, als ich in Arbeitskleidern im Zimmer stehe und du mir sagst, ich sei elegant.)
 
 
21. November 2014, 08:54                               ° danach

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erinnert
... und immer steigt mir Dein
süßer, warmer Duft in die Nase.
Er ist in meinen Kleidern und
auf meiner Haut, als hätten wir
gestern meine Sachen gemeinsam
getragen. Als umhüllte uns
immer noch eine gemeinsame,
ätherische Haut. Aus Gedanken
vielleicht. Aus gedachter
und erinnerter Zärtlichkeit,
ein Abhauch von echten Küssen.
 
 
15. November 2014, 13:17                               ° danach

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Tag und Stunde
So zäh die Zeit; die endlosen Minuten Verspätung der Bahn, die tausend Schritte bis hinter deine Tür, widerspenstig die Kleider, dann endlich: deine Lippen, deine Haut.

Lieben. Lachen. Ruhen. Da springt die Zeit wie ein Quell. Ein Kuß, ein Blick noch; und schon ist es wieder: danach.
 
 
4. November 2014, 23:48                               ° danach

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Haut und Haar
Meine Beine, Schenkel auf Schenkel, und meine Füße, Spann an Spann gegen deine gestreckt. Mein Geschlecht auf deinem, mein Bauch auf deinem Bauch, meine Brust an deiner. Meine Hände in deinen Händen, meine Stirn an deinem Hals: so mag ich liegen, so deinen Atem spüren; so ist mein Herz am rechten Fleck. Da habe ich Ruhe und hätte gern alle Zeit der Welt.
 
 
23. Oktober 2014, 22:47                               ° danach

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