Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Sinn und Ziel
Wie die Eichhörnchen: am Waldrand Nüsse in die Erde legen und mit Vergessen zudecken; Regen und Sonne ihre Arbeit machen lassen.

Alle paar Jahre schauen, was daraus geworden ist. Nicht aufhören; das ist wichtig.

Eines Tages im Schatten unserer Bäume einschlafen.
 
 
28. November 2013, 17:34                               ° erwünscht

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unbescheiden
Laß uns einen Weg machen. Morgens laß uns zusammenkommen und gleich nach dem Kaffee aufbrechen, nicht so weit von der Bahnlinie, so daß wir am Abend unsere Züge gut erreichen.

Zur Nacht dann nehmen wir ein trockenes Plätzchen im Wald, unter Kiefern, außerhalb der Hexenringe im Vorjahrslaub. Mit der Dunkelheit werden wir leise. Wecken wird uns das Frühlicht in den Zweigen, und wenn die Sonne sich erhebt, sind wir schon unterwegs.

Nach zwei Tagen werden wir über den Rand der Karte gegangen sein. Nach drei weiteren sprechen die Leute unvertraut. Nach zwei Wochen oder nach vier, das weiß man nicht, werden wir das Meer schmecken, Möwenschrei und Salz, werden wir auf Sand schlafen und zuschauen, wie der Morgen das Wasser vom Himmel trennt.

Dann sehen wir weiter.
 
 
8. November 2013, 16:28                               ° erwünscht

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zuversichtlich
Wiewohl wir ihn kennen, den Rausch, sprechen wir von Besonnenheit. Von Achtsamkeit und Verantwortung.

Wir reden freundlich und rücksichtsvoll; kein heißer Brei, sondern der tiefe Wunsch, daß es gut werden möge mit uns beiden und allen, die uns lieb sind.

Wir müssen verrückt sein. Vernünftig genug jedenfalls sind wir dafür.
 
 
16. September 2013, 13:59                               ° erwünscht

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los
Unter deinem Fenster pfeifen, wenn es Abend wird.

Nie erfahren, mit welchem Geräusch deine Tür ins Schloß fällt. In Richtung Wald entkommen, das leichte Bündel auf der Schulter. Schweigend den Anstieg nehmen. Erst hinter dem Herbstwaldsaum deine Hand fassen, lachend, und dann leise ins Dunkel verschwinden.

Wir haben ein Treffen mit dem neuen Tag, und bis dahin ist es noch ein gutes Stück Wegs.
 
 
6. September 2013, 11:24                               ° erwünscht

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Tränen
Und das alles: Wie Du älter wirst und alt; und wie ich älter werde und alt. Und wie Du weiß wirst und ich meine letzten Haare verliere. Und wie wir eine Lesebrille brauchen. Und schwerhörig werden. Und Falten kriegen. Und süß werden wie verschrumpelte Äpfel.

Das möchte ich gerne von Dir und mit Dir mitbekommen.
 
 
18. August 2013, 15:39                               ° erwünscht

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Hundstagsweg
Auf diesem Abstieg bist du stehengeblieben, hast nach meiner Hand gefaßt und mir gesagt, daß du mich liebst. Ich spürte, wie der Sommer von allen Seiten nach mir griff und deine Küsse von meinen Lippen leckte.

Später, wir waren schon wieder auf dem Weg zurück, haben deine Tränen Flecken auf mein Hemd gemacht. Da hat die Hitze sie aufgetrunken, und sie sind verdunstet.

Im Glühen des Sommers sind nun Tränen enthalten und Küsse, flüchtige Spuren einer Menschenliebe.

Auch wenn unser kleines Licht auf ewig erlischt: Sommer dürfen schwinden und erstehen, Jahr um Jahr um Jahr.
 
 
4. August 2013, 00:17                               ° erwünscht

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Hin und her
Vom Morgengruß bis zum Abendsegen spannt sich ein Wortfaden zwischen uns. An diesem seidenen Faden öffnen sich Lebensräume. Reißt er, müssen wir an seinen zerfaserten Enden ersticken.

Davor war's ein Gespräch, immer ein wenig mehr als Worte, mit Schwung und mit Wucht und voller Freundlichkeit. Noch davor eine Flaschenpost hier und da, da und dort aufgefangen und mit einem Lächeln quittiert. Und was uns bis dahin gefehlt hatte, wußten wir beide nicht.

Irgendwo dazwischen wurde lebenswichtig: ein Echo haben, eines sein.

Nie wieder ohne diesen Zweiklang schreiben, sprechen, denken müssen -- so klar, so unbescheiden kann ich wünschen.
 
 
22. Juni 2013, 13:55                               ° erwünscht

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Aufbruch
Ganz am Ende des Bahnsteigs steht ein alter Mann. Er fällt mir auf, so angespannt steht er außerhalb des überdachten Bereichs und trägt trotz des Nieselregens den Schirm zusammengerollt am Arm. Abwechselnd starrt er in Richtung des Zuges und auf die Uhr an seinem Handgelenk.

Als die Bahn sich endlich ins Gleis fädelt und bremst, strafft er sich und geht über den Bahnsteig zurück, Ausschau haltend. Wettergegerbt wirkt er, mit sonnenbleichem Rucksack und derben Schuhen; er ist ein klein wenig krumm, aber er geht mit ausgreifenden Schritten.

Plötzlich hält er inne; sein Gesicht erstrahlt, seine ganze Gestalt richtet sich auf einen Punkt, und er beschleunigt den Schritt: eine alte Frau ist aus dem Zug gestiegen, auch sie mit festem Schuhwerk. Schmal und leicht gebeugt steht sie auf dem Bahnsteig, knöpft die Jacke zu, rückt einen verbeulten Herrenhut zurecht und hebt den Blick.

Ich kann nicht hören, was die beiden sich zur Begrüßung sagen. Als er sie in seine Arme zieht, leuchtet ihr Gesicht über seiner Schulter; mit einer Hand hält sie den Hut fest, ein paar weiße Strähnen sind ihr aus dem Haarknoten gerutscht.

Gepäck hat sie keines. Er bietet ihr den Ellenbogen, und untergehakt gehen sie über den Bahnsteig davon. Sie hebt ihm im Gespräch das Gesicht entgegen, lächelnd; er geht nun ohne jede Hast.

Aus dem Fenster des losrollenden Zuges sehe ich, wie die beiden die Treppe zum Ausgang nehmen, und spüre hinter meinem eigenen Lächeln eine Sehnsucht, fast etwas wie Neid auf die beiden Alten.

Ich bin, Lieber, auf dem Weg zu dir.
 
 
5. Juni 2013, 01:03                               ° erwünscht

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Ein Wunsch
Worte: oh, wir haben so viele Worte. Laß uns eine Geschichte daraus machen, eine gute Geschichte, wie einen langen, guten Weg.
 
 
22. Mai 2013, 19:47                               ° erwünscht

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