Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Reife
Ein Biß, und die Aprikose tropft Zucker über meine und den Samt ihrer eigenen Haut. Kirschenschwarz spiegelt Blau ohne auch nur eine Wolke. Über all dem der Duft von Erdbeeren, nun die wirklich allerletzten. Der Sommer wird rund und träge; seine Früchte muß man essen, ehe Staub sich auf sie legt.

Dieser Tage ist mein Herz schwer und süß. Nimm nur, Lieber; ich teile gern.
 
 
20. Juli 2013, 14:47                               ° entfernt

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Im Wald
Drei Tage immerzu mit dir: deine Stimme inmitten von Kiefernduft. Wo die Vögel zwischen ihren Liedern heidelbeerklecksen, blauzüngige Küsse. Blicke in die Richtung eines Fingerzeigs. Staunen. Freude.

Und der Hunger: Schneid mir doch von dem Brot ab, etwas Käse, ein Stück Speck. Lieber, ich betrachte dich, wie du sorgfältig und genau das Messer führst, wie deine Hand sich spannt, dein Arm. Die Klinge trennt ein Stück vom Ganzen; und wie du mir das Geschnittene reichst mit einem Lächeln.

Die kleinen, kleinen Verrichtungen deiner Hände. Noch während ich sie sehe, fehlen sie mir schon.
 
 
15. Juli 2013, 21:57                               ° danach

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Stirnhelle
Immer wieder mußte ich dorthin, zu allen Jahreszeiten, in Träumen, in Gedanken. Und nun endlich: mit dir an meiner Seite.

Den Weg hatte ich anders in Erinnerung; du gingst geduldig mit mir nach den Bildern aus meinem Gedächtnis suchen. Die blieben flüchtig, doch du nahmst meinen Ort und schenktest ihn mir neu: Du schlugst für mich einen Pfad in die Bergflanke und säumtest ihn mit Heidelbeeren. Aus den Kiefern, so arg in die Länge gezogen, machtest du mir einen rauschenden Rahmen für den Blick übers Tal. Zarte Grasrispen neigten sich an unserem Weg, und Farn leuchtete im Dämmer. Wir nahmen Platz.

Die Sonne wurde eine glühende Münze drüben hinter der Burg, ein Feuerwurm, ein Fünkchen. Dann zog kühl die Nacht auf mit Wind in den Kiefern, und wir krochen in die Schlafsäcke. (Später machtest du mich wach: schau doch! -- Eine Handvoll Glühwürmchen taumelte über uns hin bis zur Kante des Berges; irgendwann trieb der Schwarm tanzend zurück. Ich hatte, ach, Jahre keine Glühwürmchen mehr gesehen.)

Der Wald wurde still. Du und ich, beieinander wie in der Fläche einer großen, guten Hand, das einzige, was atmete. Die Bäume wuchsen bis ins All, in den Kiefernzweigen hockten weiß die Sterne. Der Schlaf: ein Gruß aus der Ewigkeit.

Morgengrau weckte die Vögel, und die weckten uns. Die Welt hatte ihre gewöhnliche Größe wieder. Kirchturmuhren maßen die Zeit. Der Kocherkaffee krümelte in den Tassen; wir packten, stiegen in die Stiefel, und der Weg nahm uns auf den Rücken. Dieses Heim verließen wir, ohne eine Tür zu schließen.

Daß du und dieser Ort einander mögen würdet -- ich hatte es gedacht; jetzt ist die Sehnsucht doppelt: nach diesem Ort, mit dir.
 
 
14. Juli 2013, 19:00                               ° gegangen

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Heiß
Nicht ein wissen noch aus, keinen Landeplatz für die Gedanken kennen als den Weg, den wir vor uns haben, und die Zeit, so viel wie noch nie.

Und doch: Ich lasse meine Gedanken nicht weiter als bis zu dem Moment, wo deine Gestalt auf dem Bahnsteig sichtbar werden wird, wo ich mein Lächeln von deinen Lippen lese, sich mein Herzschlag endlich an deinem beruhigt.

Mit allem rechnen. Nichts erwarten. Freude hinnehmen, mit Freuden vergelten.
 
 
9. Juli 2013, 22:58                               ° entfernt

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