Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Zwischenspiel
Glieder aus Papier und Kopf aus Blei: auf dein Kissen, unter deine Decke. Die Erschöpfung langsam Richtung Erde sinken lassen, während der Atem ruhiger und das Herz endlich still wird. Und dann:
pflückst du mir das Buch aus der Hand, die es halb schlafend hält, ein Glas Wasser hast du mir gebracht, und dann legst du dich leise, leise zu mir und nimmst mich rücklings in den Arm;
da ist es gar nicht mehr die Erde, die mich an sich zieht, die Schwerkraft ist aus dem Lot, Welt aus den Angeln, und die Müdigkeit, die haben wir irgendwo weit hinter uns gelassen; die wird uns schon wieder finden, später, wenn sie uns beiden willkommen ist.
27. Februar 2014, 21:17 ° danach
... anzeigen
... kommentieren
(2 Kommentare)
statt Kapern
Die Tage, gerade noch kleine, kühle Knospen, gewinnen an Farbe und an Duft. Laß uns einen pflücken und teilen und schauen, ob er schon reif ist.
18. Februar 2014, 17:52 ° davor
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Nisten
Und nachher immer das Richten der Kleider über der inneren Unordnung, der Versuch, zumindest die Haare wieder Mores zu lehren --
Praktisch wäre es ja, ich habe mir schon häufiger vorgestellt, wie sehr, wo ich doch so vergeßlich, jedenfalls fasse ich mir ein Herz und frage dich: ob ich bei dir eine Bürste aufbewahren dürfte, von geringer Größe, für den Notfall?
Und da schreibst du, ich höre dich lachen dabei, du habest schon überlegt, mir eine zu besorgen, und mir wird ganz flaumig zumut. Daß ich eine Bürste haben soll bei dir. Keine vergessene, sondern eine angeschaffte. Eine Annehmlichkeit, für mich, bei dir.
Ich betrachte diese Bürste mit entzücktem Schrecken, wie ein schönes, kratziges, seltsames Tier.
13. Februar 2014, 18:09 ° gerastet
... anzeigen
... kommentieren
(6 Kommentare)
Zum Morgen hin; und nach dem Fest
Die Tür fällt ins Schloß: ich bin bei dir. Das Gespräch mündet im Kuß, schnell den Wein, daß er nicht umfällt, irgendwohin, und wie weit wir heute wohl bekleidet kommen?
Deine vier Wände sehen uns lachen und weinen und essen und lieben und eng, ganz eng umschlungen. Sie füllen sich mit Nacht für unseren Schlaf, sie hallen von unseren Stimmen, beherbergen unsere Träume, und am Morgen werfen sie zögernd das Licht einer Kerze zurück: ach, ach, schon --
Wenn ich gehe, mit wirrem Haar, in deinen Duft gehüllt und auf dem Handrücken eine glitzernde Träne, verlasse ich einen Raum, der nicht mehr ganz, nicht mehr ganz deiner ist.
13. Februar 2014, 10:13 ° danach
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Windbruch
Bei dem Wetter, schüttelt die Frau im Forsthaus den Kopf, als wir den Kaffee zahlen; passen Sie bloß auf, das kann Windbruch geben. Wir bleiben auf den Wegen, beschwichtigen wir.
Und wirklich: die Buchenwipfel, mit Knospen dicht an dicht, legen sich erdwärts, um gleich wieder aufzupeitschen; es knarrt und ächzt in den Stämmen. Holt der Sturm Atem, hört man Frühlingsvögel.
Wir bleiben auf den Wegen, während um uns der Nadelwald brandet. Das schäumt und rauscht wie dunkle Meere; Tropfen fliegen, und du bleibst stehen und ziehst mich an dich, mitten auf dem Weg. Im Tosen der Kiefern dein stürmischer Kuß.
Unter deiner Jacke bist du warm und salzig, und meine Hände ergehen sich auf deiner Haut, bis du den Kopf in den Nacken legst und der Sturm deinen Laut davonträgt in die Baumkronen, in die fliehenden Wolken, in das Blau darüber.
Wir bleiben auf den Wegen. Es stürmt, es regnet, die Sonne scheint, wir sehen Ruinen und Gewässer und ferne Ziele, zehren unsere Vorräte auf und verabreden uns für das Jahr 2031 (nicht vergessen!), wir setzen uns in verschiedene Züge.
Wir bleiben auf dem Weg. Den Sturm tragen wir bei uns.
7. Februar 2014, 18:57 ° gegangen
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)