Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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durchs Sieb
Die Fähre hat Gardinen, und es muß Spaß machen, das riesige Steuerrad zu drehen und bei der Flußquerung den Frachtschiffen auszuweichen. Aber wir wollen ja auf die andere Seite und weiter.

Wie schön der Weg sich an den Strom schmiegt. Die Baumkronen, gerade noch so durchsichtig, breiten sich schwer von Grün. Im Schatten ist es kühl; gut, daß die Strecke in die Hügel führt. An Aussichtspunkten halten wir die Köpfe ins Rauschen der Autobahn im Tal.

Es geht in ein Gebirge im Miniaturformat hinein, eine Schneekugellandschaft, ein Lummerland. An jeder Kreuzung hockt eine Ausflugsgaststätte auf gewaltigem Parkplatz; man könnte dutzendfach Sauerbraten und Schnitzelteller verspeisen auf einer Tageswanderung. Wir schlagen Bögen.

Ein Aufstieg bringt uns auf einen Felsensitz, bißchen abgenutzt von Wandererhosenböden. Wir schauen ins Rund, das ist den Blick wert: Waldland legt sich in Wellen, alle Gipfel von Burgruinen gekrönt. Am dunstigen Horizont blitzt hin und wieder eine Glasfläche, unwahrscheinlich fern. Wir sehen Berge, auf denen wir schon gestanden haben, und Gegenden, in die wir noch wollen; eine ganze Welt wartet auf uns.

Später ist das Land nicht mehr gar so einladend, weniger romantisch. Die Waldwege sind zerarbeitet. Wir finden eine Bank für uns, ich reiche nicht auf den Boden mit den Schuhen; da lege ich mich hin, den Kopf auf deinen Schoß. Im Blau glitzert sattes Laub vor Sonne, und deine Hände verfolgen aufmerksam die Wege in meinem Gesicht, über Stirn und Nase, Schläfen und Wangenknochen, und der Tag

tritt einen Schritt zurück, läßt mich in Frieden vergessen unter deinen streichelnden Händen, daß ein Tag ist, daß ich ein Gesicht trage, daß es oben gibt und unten, daß die Erde Gewicht hat und daß ich mit dem meinen auf ihr hafte; bis ich nur noch Atem bin, Luft in Luft --
 
 
17. Mai 2014, 01:05                               ° gegangen

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zweihundert
Als ich dich fragte, was auf unserer Karte fehle, da sagtest du gleich: unser erster Weg! Die allererste Wanderung in Stiefeln, vom Morgen bis zum Abend.

Ich habe in den Wegen gewühlt, den vielen, die wir seitdem gegangen sind. Ich erinnere mich, wie ich vorher Bedenken hatte: ich, mit einem Läufer unterwegs? Und wie es dann ein paar Kilometer dauerte, bis ich begriff: du hältst nicht zurück, sondern wir haben einfach denselben Schritt, ähnliche Ausdauer sogar.

Wie wir, hundert Meter überm Wasser und meilenweit vom Meer, über eine Miesmuschelschale staunten, ein blaues Schmuckstück im Moos. Wie wir beide aus dem Wald traten hoch über dem Bachtal mit der Mühle; und wie uns da beiden der Atem stockte: die Orte fassen nach uns auf gleiche Weise.

Wie ich auf dem Weg nach deinem Ärmel griff; wie du lächelnd verstandest und mich in die Arme nahmst. Wie warm und gut dein Kuß war in der Winterluft. Da war es erst das dritte Mal, daß wir uns sahen.

Abends der Abschied, und wie ich merkte, daß es schwer war und nie leicht sein würde für dich.

Wie danach alles seinen Platz fand. Du, ich, Weg auf Weg, und die Worte dazwischen. Das Schöne, das Schwere, das Gewaltige. Wunsch und Wille, und das Lachen. So viel.
 
 
14. Mai 2014, 18:58                               ° gemerkt

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Glück gehabt
Stunden, keine zwölf, jede ein ganzer Tag: ein Tag der Küsse, einer des Betrachtens und Begreifens, ein Tag außer sich und mehrere blinde des Schlafs, an dich gelehnt durch die Dunkelheit. Oh, dieser Tag des Allmählich-zu-sich-Kommens, in Duft und Wärme und im Wissen: wenn ich die Augen öffne, bist du immer noch da. Ein halber Tag mit Kaffee und deiner morgenrauhen Stimme. Ein Kuß. Die Tür. Die Welt knirscht und ruckt, und auf der Straße schon geht die Zeit ihren gewöhnlichen, hastigen Schritt.

Wir haben nur Stunden, um miteinander alt zu werden.
 
 
11. Mai 2014, 11:28                               ° eingenordet

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Im Durchflug
von A nach B mit wehendem Cape, aus dem Koffer quillt Wäsche (zu wenig, wieder, oder zu viel): so gehe ich bei dir nieder. Bei A-einhalb.

Ein paar Stunden Erdkontakt. Kaffee. Und dann weiter auf meinem Weg, zu Fuß, daß ich Schritte zählen kann und das Denken ordnen.
 
 
8. Mai 2014, 16:32                               ° davor

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