Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
viel Wasser den Fluß
Und so viel schwarze, schwere Dinge, die der Strom mit sich führt.
Entfernung bis zur Erschöpfung.
18. August 2014, 20:37 ° entfernt
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
unerwartet
Ich bin vor dir auf dem Bahnsteig und erwarte dich, statt umgekehrt. Ich kann nicht lesen, ich kann nicht nichts tun -- ein wesentlicher Teil von mir eilt dir entgegen, und als du dann wirklich auftauchst, Gestalt und Gang und Haltung, bin ich gleich um dich, noch ehe du mich gesehen hast.
Du näherst dich langsam, während meine Blicke dich wild umarmen. Du schaust zu Boden. Zwei Falten stehen dir auf Stirn; die Lippen, die ich gedanklich längst küsse, sind aufeinandergepreßt.
Da blickst du auf, gefrierst; dann schlägst du eine Hand auf dein Herz und kommst zu mir, die Schritte weit, die Arme weit und dein Gesicht hell von unaufhaltsamer Freude, von Willkommen, von Begehren.
Als ich später im halben Dunkel auf deiner Schulter ruhe, sind deine Lippen wundgeküßt, müde und schön, wie Blütenblätter. Matter Samt, denke ich, von Herbstrosen.
14. August 2014, 00:06 ° danach
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Self Service
Wie einmal die Bedienung nach dem Herstellen unserer Milchkaffees spurlos verschwand und wir dem Schaum auf den Tassen beim Zusammenfallen zusehen konnten, denn da standen sie ja, in der Küche; und du bist nach einiger Zeit aufgestanden und hast den Kaffee einfach selbst geholt, als tätest du nie was anderes. Zucker mußtest du aus dem Schrank nehmen; und: darf's sonst noch was sein?
Beim Kaffeetrinken, ganz heiß war er nicht mehr, machten wir Witze darüber, wen wir denn nun bezahlen sollten und wofür, und irgendwann beschlossen wir, Geld auf den Tisch zu legen und zu gehen.
Die Bedienung kam dann doch zurück und schaute irritiert auf uns, auf die leergetrunkenen Tassen; aber sie sagte nichts, und wir sagten auch nichts.
Wie scheußlich die Wandgemälde waren; und das Café eigentlich schön, so ein rührend-prachtvoller Gründerzeitbau, Kurcafé allererster Kategorie vor hundertfünfzig Jahren.
Wir gingen lachend.
8. August 2014, 18:26 ° gemerkt
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Salz
In der Mittagshitze zirpt es mich aus den Wiesen müde. Da breitet eine Eiche ihren Schatten ins Gras, gleich am Weg. Laß uns etwas ruhen, sage ich.
Der Boden ist weich, und die Äste bewegen sich im Sonnenlicht, daß es glitzert; du schmiegst den Kopf in meinen Arm, und dann liegen wir verschränkt, meine Hand auf deiner Brust, deine Stirn an meiner Schläfe. Der Boden ist weich, und zwischen den Blättern glitzert das Licht; das macht den Atem tief und alle Worte leise.
Unsere Füße stehen auf dem Horizont. Die Erde haben wir im Rücken und vor uns den Himmel, ein Blau so blau, daß es weiß leuchtet, und da kippen wir aus der Welt: nichts, was von der Schwerkraft auf den Beinen gehalten wird, geht uns an. Als sich ein Grüppchen schwatzend auf die Bank da drüben setzt, sind sie weit, weit fort.
Wir liegen Haut an Haut, ein Atem, ein Puls, und die Zeit rinnt über unsere Glocke aus Blau und Beieinander und Grillengezirp; wir müssen die Augen nicht öffnen, brauchen nichts, schweben mühelos. Sollen wir weiter? Ach, noch nicht, noch nicht gleich. Ein wenig noch.
Später, da stehen wir wieder in Schuhen auf dem Grund, und die Sonne scheint schon anders auf uns, küsse ich mein Salz von deinen Lippen.
7. August 2014, 11:51 ° gerastet
... anzeigen
... kommentieren
(6 Kommentare)