Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
blogger   heim   ich   das   suchen   subskribieren        
betrachtet   danach   davor   eingenordet   entfernt   erwünscht   gegangen   gemerkt   gerastet   gestolpert   vergangen  


 
 
 
Fernsinn
Du erinnerst uns. Das gibt dem Tag einen anderen Geschmack; nach Brot, nach Metall, nach Blütenstaub.
 
 
1. Dezember 2014, 15:57                               ° entfernt

... anzeigen   ... kommentieren (0 Kommentare)


 
 
 
Verkürzung
Wir treffen uns, da ist der Tag gerade aus der Dämmerung geschlüpft. Den Weg müßten wir kennen. Zwar war es damals heiß, und heute gehen wir in Wolle; aber wo ist denn dieser steinige Aufstieg in der Sonnenglut? Wo ist der Baum, unter dem wir ruhten, wo die Bank, auf der wir Wasser tranken?

Dafür kommt hinzu: der schöne Pfad mit der Stahlseilsicherung, in leichtem Regen zu gehen. Der Fluß, wie er blaugrün durch die kahlen Bäume schimmert; und im Fichtendickicht die hohe Kirsche, vielleicht ein Waldarbeiterimbiß von vor zwanzig Jahren, die den Wegsaum mit Gold bestreut.

Und dann beginnt die Zeit zu rennen. Es ist erst heller Nachmittag, da sind wir schon am Ziel. Kein Gasthaus für uns, also legen wir die ganze Strecke noch einmal zurück, im Zug, in sieben Minuten. Nach dem Kaffee müssen wir uns beeilen, und dann fährt mein Zug nach Hause noch eine Minute früher als gedacht, du winkst vom Bahnsteig, ich reise in die Dämmerung und denke nicht viel mehr als: wie warm deine Lippen waren, wie weich; und du: wie gut in meinen Armen.

Die Tage werden noch eine ganze Weile kürzer. Dieser hier, der war schon jetzt zu kurz.
 
 
26. November 2014, 18:50                               ° gegangen

... anzeigen   ... kommentieren (0 Kommentare)


 
 
 
Stoner
Ergreifend ist das richtige Wort: Ich mochte diese mehr als viele andere Geschichten, aber du -- du hieltst das Buch kaum aus.

Am Ende war es nicht die Grausamkeit der Gesellschaft, nicht die Einschränkungen und Verluste, die der Protagonist hinnimmt (und man hätte ihm ganz etwas anderes gewünscht). Am Ende war es die scheinbare Leichtigkeit, mit der er losgelassen hat.

Er ist ein Mensch wie Sand. Er arrangiert sich, nimmt den Platz, den ihm seine Umgebung läßt -- und verdichtet sich, unnachgiebig, wenn es an sein Heiligstes gehen soll. Seine Liebe, die einzige, läßt er gehen, trauernd, doch ohne Kampf, ohne Groll.

Er macht, sagst du, seinen Frieden, wo du gehadert und gehadert hättest.

Ich denke seit Tagen darüber nach. Wo dich die Geschichte aufgewühlt hat, da finde ich meinen Trost: es geht vorbei, alles, das Schöne wie das Schlimme. Und wenn man den Sand, aus dem eine Person besteht, betrachtet, sind es lauter Kristalle. Ich fürchte Enden nicht; sie geben für mich dem, was ist, Schönheit.

Und du: du wirst nicht fertig.
 
 
24. November 2014, 21:18                               ° gestolpert

... anzeigen   ... kommentieren (2 Kommentare)


 
 
 
Souvenir
Morgens mit zwei Tassen Kaffee wieder ins Bett schlüpfen. Wenn du gehst, die Decke noch mal bis zum Kinn ziehen und gemächlich zu mir kommen. Später dann pendeln zwischen Tagwerk und unserem Gespräch. Dich empfangen mit Kaffee; und der Tag hat noch Stunden für uns, mit Worten und Bildern und Küssen von Leib und Seele.

Der nächste Morgen, viel zu früh, findet mich weich und wund, wie ohne Schale. Das kenne ich schon: alles Stützende, alles Schützende kommt unter deinen Händen fort. Ich ziehe mich an und trage diesen sanften Schmerz, zur Erinnerung, gleich auf der Haut.

(Und wie ein junges Ding bin ich verlegen, als ich in Arbeitskleidern im Zimmer stehe und du mir sagst, ich sei elegant.)
 
 
21. November 2014, 08:54                               ° danach

... anzeigen   ... kommentieren (0 Kommentare)


... ältere Texte