Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Kurzstrecke
Wir gehen nebeneinander auf dem Waldweg, im Kühlen geht sich's leicht, man rastet kürzer. Daß mal Sommer war! Die Bäume tragen ihr Laub zwar noch grün, aber nicht mehr sehr überzeugt. An einer lichteren Stelle fegt ein Windstoß durchs Geäst. Ein Schwarm Blätter macht sich los, trocken segeln und trudeln sie zu Boden. Dazwischen eine Gegenbewegung, ein Streben dem Himmel zu: zwei herbstbraune Falter im Tanz.
Das ist die schönste Zeit für Wege, und während wir nebeneinander voranschreiten, wandert unser Gespräch die Jahre zurück. Beinah erschrecke ich: Wie lange ich schon nicht mehr ohne dich gehe. Karten kaufen und Schuhe, Wege wählen, einkehren, am Fluß sitzen und unter Bäumen liegen, mit anderen gehen oder alleine -- nichts ohne dich, jedes Ereignis ist unsichtbar mit dir verbunden.
Komm mir nicht abhanden, bitte ich dich. Ich würde ja keinen Schritt mehr tun können. Jede Strömung, jeder Vogel, jedes Blatt würde mir Schmerz zufügen, ohne Brot und Brombeeren, stumm und blind und mit ungeschnürten Schuhen müßte ich meine Tage beschließen, wenn ich dich je vergessen wollte.
20. September 2015, 23:49 ° gegangen
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Handschrift
Aus der Hülle deines Rechners fällt ein Schwung Papier, eng beschrieben von deiner Hand; du stopfst alles eilig zurück und murmelst etwas von Zettelwirtschaft. Ich bin entzückt.
Diese Schrift; deine Worte. Manche davon finden den Weg auf einer Postkarte zu mir, anderswann, wenn dein Mund, deine Hände weit fort sind.
Du schreibst, also gibt es dich. Du schreibst mir, also gibt es uns.
11. September 2015, 13:26 ° danach
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zu Kopf
Ein leiser, lächelnder Herbst ist gekommen und überschüttet die Welt mit Wegen, uns zu Füßen.
8. September 2015, 22:57 ° davor
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Schößling
Du liegst ausgestreckt, und ich erkunde die Ebene deines Rückens, mit den Lippen die Wirbelsäule entlang, eine seufzende Spur von Hüfte bis Schulterblatt; im Nacken sträuben sich silberne Härchen, und da, ganz unerwartet:
Zart und aufrecht steht dir zwischen Hals und Schulter eine junge Buche, zwei Handbreit hoch, die leuchtenden Blätter auf deiner leuchtenden Haut wie vorsichtige Fingerspitzen, und so sehr du fühlst und schauerst, so geborgen steht sie da in deinem Arm, Zeugin jedes meiner Küsse.
26. August 2015, 22:47 ° gerastet
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