Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Halb und Herbst
Das Jahr macht noch größere Schritte als wir. Schon sehen wir weiter ins Land, als uns das Sommerlaub je ließe. Die Jacke wird dünn, wenn man länger sitzt, und der Hunger ist so schnell nicht gestillt.

Unser Weg beginnt im Frühgrau, raschelnd zwischen feuchten Stämmen durch den Wald, unter tropfnackten Buchenkronen voller Wolken, und er endet unter deinem Dach, deiner Decke: da sind wir dem Herbst doch entkommen.

Endlich als zwei Hälften beieinander. Wärme, Salz, Hände voller Haut, und vor dem Haus läßt der Kirschbaum die letzten Blätter los.
 
 
13. November 2015, 22:55                               ° gegangen

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Flugpost
Alle guten Gedanken versammle ich, strähle ihnen das Federkleid, bis es glänzt, und bürste ihnen die Singschnäbel.

Zu dir finden sie leicht, rastlos und in pfeilgeradem Flug; jeder bringt dir Herbstlicht, weite Blicke übers Land und ein Stückchen meiner Freude, dich in meiner Welt zu wissen.
 
 
11. November 2015, 13:01                               ° entfernt

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Zeit
Wie eine verschlissene Decke: entweder zu dünn, durchscheinend, nicht warm genug, oder schlicht zu kurz.
 
 
6. November 2015, 19:29                               ° danach

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Versuch
Im Kuß schon spüren wir die Verdichtung der Schwerkraft in der Gegend deines Bettes; im Kuß noch geben wir ihr nach. Du legst die Uhr ab und die dicken Kleidungsstücke, und dann machst du mir Platz: neben dir, auf dem Laken, das noch von der letzten Nacht verwirbelt ist, unter deiner Decke, in deiner Wärme; dein Duft steigt mir sofort zu Kopfe.

Ich lege mich längelang zu dir. Schenkel an Schenkel, mit gemischten Gliedern; Hüfte an Hüfte, Bauch an warmem Bauch. Mein Kopf findet Platz auf deiner Schulter, meine Hand schlüpft dir unter die Kleider. Du hast den Arm um mich geschlungen. Dann ist es eine Zeit nur Atmen; nichts als das. In Frieden, doch schon mit leisem Knistern.

Meine Finger haben deine Brust erreicht, den süßen, festen Punkt, der dich aufseufzen macht, was mich unter deine Kleidung treibt mit Nase und Lippen und Zunge, und da weiß ich auch schon sonst nicht mehr viel, mein Bauch ist eine zitternde Wiese, mein Schoß ein Brunnen. Ich atme dich und nippe von dir und wandere in Küssen über deinen Leib, da wirfst du ab, was du noch trägst, und liegst vor mir, warm und glatt und herrlich nackt.

Ich betrete den Garten, der du mir bist. Jeden Winkel kenne ich, und doch gehe ich alle Pfade mit pochendem Herzen; ein jedes Mal ist neu. Du atmest, du schauerst, du sprichst halbe Worte. Dann richtest du dich auf und schaust mich an, daß mir das Herz stockt, rückst beiseite und heißt mich liegen. Mit deinem stillen Lächeln kniest du dich zu mir.

Deinen Atem auf der Haut, im Haar: du atmest mich, und ich werde Luft. Dann ist da plötzlich deine Zunge, die vorsichtig prüft und mich unruhig macht, bis sie mir zwischen die Lippen schlüpft, bis du dich an mich saugst und ich deinen Wohllaut spüre tief im Schoß.

Da stütze ich mich hoch, um zu sehen: die Bewegungen deines Kopfes, die ich zugleich lebendig zwischen meinen Beinen spüre, deine Hand auf meinem Schenkel, deine Nase, um die sich mein Haar kraust; mir gefällt der Kontrast zwischen meiner Behaartheit und deiner Glätte. Dann spüre ich zum Spiel deiner Zunge hin, spüre mich ihm zu, spüre, wie du wieder und wieder den empfindsamsten Punkt besuchst; ich spüre, wie bedacht du bist und wie genau du mich kennst, und dann muß ich mich wieder sinken lassen, denn da wiegt das Innen schwerer als die Außenwelt, und die Augen schließen.

Langsam füllst du mich, füllst mein Becken und meinen Bauch, füllst mir Knie und Knöchel, Handgelenke, Gaumen und Schläfen mit Süße, bis sie mich ausfüllt und einhüllt, bis ich Süße atme, Süße bin.

Am Ende zwingt es mich in einen Bogen; dann strömt es fort, löst sich, ebbt ab und wird wieder Atem und Außen, Fühlen und Wollen, dann fühle ich dich, fasse nach dir und will, will dich.
 
 
4. November 2015, 19:10                               ° eingenordet

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