Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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ausgestreckt
Ich wäre so gern ein Haken, an den du eine Leine in die Welt knüpfen könntest.
 
 
14. November 2016, 11:50                               ° erwünscht

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entflogen
Dieser Weg, einer unserer ersten, höchsten: heute wollen wir ihn noch einmal ganz gehen, und der Tag ist kurz.

Hinauf also. Die Landschaft zieht den Dunst fester um sich und winkt mit ihren Schleiern. Auf Karten sieht man dieses Märchen nicht; auf Karten sieht man auch nicht die krummen Leiber der Eichen, die sich zwischen das rostige Laub oben und das am Boden stemmen. Nicht verzeichnet sind die Gräserfelder, bleich vom Vergehen, und nicht die Buchenblätter mit ihren Rätselzeichen, die wir nicht lesen können. Wir gehen hinauf und hinauf, und immer wieder sind wir fremd auf diesem Weg, oder haben doch fremde Erinnerungen an ihn.

Dann hören wir die Kraniche. Ich habe auf sie gewartet, auf ihren hellen Ruf; nun ziehen sie sich wie endlose Reißverschlüsse im blassen Himmel über uns. Du stehst und schaust; an Kette nach Kette der großen grauen Vögel hängst du deinen Blick. Vielleicht reist du mit ihnen weiter als mit mir.

Am Ende erreichen wir den Bahnhof noch im Hellen; wie damals riecht es nach Holzrauch aus den Schornsteinen, eine Katze umschleicht uns, und wir müssen uns schon weit vorm Bahnsteig trennen, schnell, ein rascher Kuß, dein Zug geht gleich; ich muß noch warten. Von meiner Seite der Schienen winke ich dir; so durchscheinend siehst du aus, ich bin froh um deine warmen Kleider.

Es ist bitterkalt. Ich habe dir die Schokolade nicht mehr geben können, nicht deinen Teil der Vorräte und kein schönes Wort, nicht eines. Auf der Heimreise sehe ich Schnee, einen ganzen verschneiten Bahnhof, hinterm Glas meiner Zugfensterscheibe in der Dunkelheit.
 
 
13. November 2016, 22:00                               ° gegangen

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kein Plan
Einen warmen Mantel möchte ich dir um die Schultern legen, und der Welt möchte ich mit der Faust drohen, die dir das antut, so sein, wie sie ist. Ja, die Zeit. Und ja, die Unausweichlichkeit. Ich kann nicht behaupten: alles nicht so schlimm. Ich kann dir nichts abnehmen. Aber einen Mantel legte ich gern um dich, daß du nicht frierst.

Du kochst, schreibst, atmest, läufst und liebst, du würdest jede Hilfe annehmen, nur woher nehmen, was alles zusammenhielte: die Zuversicht?

Du mußt den Weg alleine gehen in der Nacht, den ich nicht kenne und auch sonst kein Mensch. Ich habe Tee gekocht und lese bei Lampenlicht, und wie auch immer du kommst, bist du willkommen.
 
 
2. November 2016, 16:04                               ° erwünscht

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fehl
Unsere Verbindung geht schief, und wir beide warten eine Stunde an verschiedenen Bahnhöfen; aber das geht vorbei.

Der Herbst fängt jetzt an mit seiner schönen Färberei. Die Weiden, noch silbrig grün, sind Hintergrund fürs Brandgelb von Pappeln; hier und da in Gärten und Anlagen ein hochroter Baum; Ahorn glüht Löcher ins grüne Laubdach der Wälder. Hin und wieder scheint die Sonne, und der Wald um unseren Weg herum strahlt auf.

Du, vor und neben mir, scheinst nichts von all dem zu sehen. Dein eigenes Licht ist trüb. Wie eine batterieschwache Lampe, wie ein beschlagener Spiegel. Ich rede, was mir in den Sinn kommt; ich schaue immer wieder nach dir, doch mein Blick trifft deinen nicht.

Irgendwann sitzen wir an einem Aussichtspunkt und essen, und ich zeige dir Dinge in der Landschaft, die du dann doch nicht findest.

Später halte ich dich im Arm, aber ich habe ja keine Lieder für dich, meine Geschichten magst du nicht hören, selbst meine Zärtlichkeiten sind nicht richtig.

Ich gehe mit einem Sack Walnüsse, den hast du mir geschenkt; dünnschalig sind sie, beinah mit bloßer Hand zu knacken. Eine davon will ich in die Erde stecken, wo es mir aussichtsreich erscheint.
 
 
19. Oktober 2016, 23:02                               ° gegangen

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