Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Hundert Jahre
Ich wußte einmal nichts von dir? Das muß lange her sein; ich habe vergessen, wie das war. Nur wie das war, als ich Sie zu dir sagte, weiß ich noch. Und dieses Sie mir so teuer.

Ich hatte mir ein Herz gefaßt und beim Essen nach Ihrer Hand gegriffen, und Sie luden mich ein zu sich. Sie schenkten uns Wein in die Gläser, die wir nachher doch nicht leerten; ich setzte mich und sprach mit Ihnen über Bücher, bis du mich küßtest. Da waren es nur noch du und ich; die Welt rückte ein Stück zur Seite und machte Platz für uns, und wir beide kamen nicht aus dem Staunen heraus über uns, über einander.

Nachts stand der Wein schwarz in den beiden Gläsern. Ich lag bei dir und lauschte deinen Atemzügen. Dein Gesicht, in eine Hand geschmiegt, leuchtete in den Kissen. Deine Wärme, dein Duft, dein ganzer Schlaf ein Geschenk an mich, in das ich mich hüllte, von dem ich mich umfangen ließ.

Im Morgengrauen waren hundert Jahre um, und ich weckte dich mit einem Kuß.
 
 
26. Mai 2013, 18:44                               ° aufgezeichnet

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non vitae
Dabei bin ich doch wirklich qualifiziert. Nichts an Abwesenheit ist mir fremd: Ich kenne die Entfernung von lang hin bis weit weg; ich weiß alles über Sehnen, und wie das zerrt, und im Fehlen macht mir niemand was vor. Leidprüfung: Eins mit scharfkantigem Sternchen.

Aber wenn du fort bist, habe ich Weiterbildung. Als hätte ich nix gelernt.
 
 
23. Mai 2013, 19:12                               ° entfernt

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Ein Wunsch
Worte: oh, wir haben so viele Worte. Laß uns eine Geschichte daraus machen, eine gute Geschichte, wie einen langen, guten Weg.
 
 
22. Mai 2013, 19:47                               ° erwünscht

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je n'ai pas la force
Und wie Erinnerung plötzlich Zeiten miteinander verbindet, wie die Empfindungen zurückschnellen in die Vergangenheit: Das Entzücken, als der Liebste das erste Mal einschlief in meinem Arm; er atmete tief und tiefer und wurde mir fast zu schwer, sein Gesicht ganz jung und weich. Und das Entsetzen, daß ich ihn nicht im Arm halten konnte, als ihm das Herz schwächer schlug, schwächer, und er, ein Schatten unterm wachsamen Auge von Maschinen, einschlief zum letzten Mal.

Und nun dein Kopf in meinem Schoß. Du schließt die Augen unter meinen vorsichtig streichelnden Händen; ich wage kaum zu atmen, daß mir dieses Glück nicht zerflattert.

Wie das widerhallt.

Ich verspreche mir, deinen Schlaf zu hüten. Ich verspreche mir, dich im Arm zu halten, wenn es drauf ankommt, auch wenn ich weiß, daß ich nichts in der Hand habe als dieses Versprechen.

Und da lächelst du und schlägst die Augen auf.
 
 
21. Mai 2013, 14:52                               ° vergangen

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Ein Bett
Was uns gestern gelang: der Zeit ein Schnippchen schlagen. Ausbüxen, zueinander entkommen, das Staunen, die helle Freude. Auf der Uferbank für einen Augenblick so tun, als habe der Augenblick kein Ende.

Das Gespräch, in dem wir auf einmal nicht mehr zu zweien da saßen, sondern zu viert; und was haben wir's gut: wir werden ja zweifach geliebt.

Da, wo wir uns bei den Händen hielten, füllen zwei Flüsse das Bett eines Stroms. Sie mischen sich nicht, strömen Seite an Seite ein Stück dem Meer entgegen, einer braun und einer grün, jeder mit seinem eigenen Treibgut.
 
 
21. Mai 2013, 10:50                               ° gemerkt

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