Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Schleifspuren
Du sagst, du magst das Weiß in meinem Haar und was an mir nicht mehr fest und glatt ist. Ich sage dir, früher hatte ich aber mehr Geduld.
Die Stunden schleppen sich, jede angefüllt mit Minuten, die ihrerseits kriechen, Sekunde für Sekunde für träge Sekunde, an mir vorbei. Und jede, jede einzelne davon rempelt mich an.
Wie soll man da in Ruhe älter werden.
18. September 2013, 15:25 ° entfernt
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Schweben
Weißt du noch.
Wie wir einmal reisten, ich ein Stück mit dir, noch ganz benommen vom Einander des vergangenen Tages. Wir stiegen ein am frühen Abend und fanden ein Abteil für uns, und dann trug der Zug uns davon, mich neben dir, in eine Richtung.
Wir sprachen nicht viel und auch nur leise, um die Dämmerung nicht zu stören, die sich durchs Fenster stahl. Der Fluß lief neben uns her, angeschwollen und hungrig; er winkte mit den Wipfeln überfluteter Erlen. Wir hielten einander warm.
Es wurde dunkel -- das Licht vom Gang änderte nicht viel daran --, draußen blühten die Lampen auf und verzweifachten sich im Wasser. Und wie die Landschaft allmählich in die Nacht zurücktrat, löste sich der Zug von den Schienen, löste sich unsere Reise aus der Zeit.
Da reisen wir immer noch, eingehüllt in Atem und Wärme und Frieden, zwischen hier und nirgends. Nichts kann uns etwas anhaben, solange wir uns erinnern.
14. September 2013, 15:23 ° gerastet
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los
Unter deinem Fenster pfeifen, wenn es Abend wird.
Nie erfahren, mit welchem Geräusch deine Tür ins Schloß fällt. In Richtung Wald entkommen, das leichte Bündel auf der Schulter. Schweigend den Anstieg nehmen. Erst hinter dem Herbstwaldsaum deine Hand fassen, lachend, und dann leise ins Dunkel verschwinden.
Wir haben ein Treffen mit dem neuen Tag, und bis dahin ist es noch ein gutes Stück Wegs.
6. September 2013, 11:24 ° erwünscht
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gegangen
Schon aus dem Zug sah ich vom Wasser zarte Schleier steigen, die füllten das Tal mit Dunst, bis das andere Ufer im Grau verschwand; dann, hinter der nächsten Flußbiegung, Licht!, Licht! wie ein Posaunenstoß -- das glühte und gleißte, als verkündigten dort hinten die himmlischen Heerscharen. Wie ich vor Freude nach deiner Hand faßte, griff ich ins Leere.
Später, auf den Hügeln, fand alle Wege ich, fing ich sämtliche Goldfäden aus der Luft. Hänge voller Brombeeren, nur für mich. Schau, flüsterte ich, wir haben das Land noch im Negligé erwischt -- da stand ich allein am beperlten Saum des Feldes.
Jedem Schritt fehlte das Echo, jedem Gedanken. Ich ging im Leeren; ich dachte in Watte und schleifte einen Gesprächsfaden hinter mir her.
Halbes Wandern. Ich ließ es nach dem halben Weg und kehrte dreiviertel unzufrieden heim.
Ich habe mich sehr gewöhnt. Ich wußte gar nicht, daß ich das kann.
5. September 2013, 17:34 ° entfernt
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