Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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bitterlich
An solchen Tagen mit Sonne und eilenden Wolken fehlt mir deine Haut, als wäre sie meine eigene.
 
 
7. Januar 2014, 16:44                               ° entfernt

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eingehakt
Die Allee mit den Kastanien wölbt sich selbst winterkahl noch herrlich; Leute flanieren auf den geharkten Wegen links und rechts des Rasenstreifens, und wir flanieren mit.

Es ist sonnig, es ist Zeit, es ist sonntäglich: wir gehen leicht und still, ich habe meinen Arm in deinem, unsere Schatten weit vor uns auf dem Weg sind einander verbunden.

Wir sehen aus wie jedes Paar. Heimlich bestaunen wir, wie sich das von selbst versteht.
 
 
6. Januar 2014, 19:53                               ° gemerkt

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Museum
Der Raum, in den wir lächelnd gehen, ist voller Augen. Kinder, Frauen, Männer, Augen aller Zeit- und Lebensalter schauen uns entgegen, manche auch an uns vorbei in die Ferne, manche in ihr Inneres.

Wir wollen sie sehen. Wir treten unter sie, gehen auf Augenhöhe, bohren unsere Blicke tief in ihre --

Die Bilder nicht berühren!, bellt ein Aufpasser mit quergekämmtem Haar. Wir wollen die Gemälde ja nicht anfassen, aber genau sehen würden wir sie schon gern. Nützt nichts -- wir haben jetzt einen seitlichen Mitgucker, der aus allernächster Nähe überwacht, daß wir den Abstand wahren.

Wir schauen uns an, zucken die Schultern und tun so, als sei er Luft.

In einem goldenen Rahmen stehen plötzlich zwei Gestalten, männlich und weiblich, nicht jung, schmal vor lauter Licht, einander zugeneigt; er hat die Augenbrauen gehoben, ihre Hand berührt seinen Arm, als wolle sie ihm etwas sagen; da kommt von rechts der Aufpasser ins Bild, ins Spiegelbild, in dem sich unsere kurz erstaunten Blicke treffen. Wir treten ein Stück zur Seite.

So sehen wir also aus.

Als wir den Raum mit den vielen Augen verlassen, folgt uns der Blick des Aufpassers. Wir nicken ihm freundlich zu und gehen hinaus in unseren Tag.
 
 
6. Januar 2014, 17:49                               ° gemerkt

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parallel
Zurück nahmen wir den Bus, auf der Uferstraße am Fluß entlang. Du hattest den Fensterplatz, ich saß neben dir, und wir schauten auf die winterlich-kahlen Hänge, die die Strecke schaukelnd an uns vorüberschob.

Ich legte einen Arm um deine Schultern und meinen Kopf gegen deinen. Ich sah die Linie deiner Wange, dein Kinn, dein Jochbein; ich sah das helle Land, die kahlen Hänge über meine Brille hinweg noch einmal verkleinert durch die deine. Wir sprachen wenig. Du rochst so gut.

Die Weinhänge standen bis zu den Hügelkämmen in Terrassen, alles Runde und Sanfte kantig abgeschlagen. Rebstöcke blitzten metallen. Durchs Winterbraun ging eine Frau in Rot, ein Punkt der Bewegung in der starren Landschaft.

Ich ließ mich vorsichtig in deine Wärme sinken, ließ alles los, atmete nichts als diesen Moment; meinen Herzschlag hätte ich drangegeben, wäre diese Fahrt nur ewig weitergegangen.

Später erzähltest du mir von der Frau im Weinberg. An ihrem roten Anorak hatten sich unsere Blicke getroffen, und wir hatten es beide nicht bemerkt. Nun verschränkten sich unsere Erinnerungen und schlossen sich um diesen Tag, rund und voll.
 
 
2. Januar 2014, 10:31                               ° gerastet

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Jagdsaison
Einen Weg noch im alten Jahr, das konnten wir einander schenken. Von einem Fluß zum nächsten, in einem sanften Auf und Ab von schneelosen Hügeln im Dezemberlicht.

Am Bahnsteig wird alles leicht: endlich. Da bist du ja. Die Karte hat einen größeren Maßstab als sonst, aber wir brauchen gar nicht länger für eine Handbreit Wegs. Leicht sind die Schritte, froh die Worte, jeder Blick trifft Schönes.

Wir gehen rasch. Am Heulen der Autobahn: vorbei, und vorbei an den glänzenden Jeeps. Hunde- und Menschenstimmen, Schüsse im Dickicht, unsichtbare Feldstecher: denen wandern wir davon. Kleine Rasten in der kargen Sonne genügen; der Wind drängelt, und da neigt sich der Weg auch schon wieder ins Tal, wo ein unvertrauter Fluß sich durch Rebenhänge zwängt.

Wir beide wissen: wir sind lange nicht genug gegangen, und wir haben voneinander nur genippt. Den Durst, die Sehnsucht nehmen wir mit heim als gar nicht so leichtes Gepäck für die nächste Strecke.
 
 
30. Dezember 2013, 19:02                               ° gegangen

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