Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Sommerzeit
Eine Stunde weniger warten. Längeres Licht; leichtere Tage.
29. März 2015, 13:41 ° erwünscht
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Päckchen
Tage, an denen mir das Herz ein spitzer Stein ist, ein Stachel im Fleisch, ein Faß zum Überlaufen, ein Schloßhund, eine Mördergrube.
22. März 2015, 22:39 ° entfernt
... anzeigen
... kommentieren
(1 Kommentar)
Sonne, angebissen
Das Licht hat was von Untergang, dabei steht die Sonne hoch überm Horizont. Die Landschaft verschattet leise, und plötzlich fühlt sich die Luft nach Winter an. Wir gehen weiter, um warm zu bleiben, und weil die Sonne selbst jetzt noch zu hell ist für den Blick, schauen wir einander an im Halblicht. Der Himmel steht voller Lerchen.
Auf allen Landstraßen ein einsamer Radfahrer, schnell, das Gesicht verhüllt. Die Sonne wächst schon wieder, da schlüpfen wir in den Wald zu Goldammer und Rotkehlchen, ein Stückchen weg vom Weg: über deiner Zärtlichkeit der blaue Himmel in den Zweigen.
Auf deiner Haut ist das Licht dann ganz gesund; warm und schön bist du meinen Händen, unfaßbar. Wie Milch so schön.
20. März 2015, 22:46 ° gegangen
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Die Kraniche sind zurück.
Eben muß hier noch Schnee gelegen haben. Die Wiesen sind bleich, die Halme liegen platt; bei jedem Schritt schmatzt es schlammselig, und wir stehen im milden Frühjahrslicht, von oben bis unten bespritzt.
Grün ist nicht mal eine Ahnung in der Landschaft. Die Hügel strecken sich gelb und bräunlich, die Sonne rollt darüber hin. Ich bin müde, so müde. Wenn wir stehen bleiben zum Verschnauf, hocken die Vögel unsichtbar im Dorngesträuch und füllen es mit Liedchen. Du läßt mich auf deiner Schulter ausruhen.
Überm Weg schaukeln sonnenbesoffene Schmetterlinge, die nicht wissen können, daß ich Weihnacht im Rucksack trage: Apfel, Nuß und Mandelkern. Da, die Kapelle am Wegrand: der ungeschlachte Heilige glänzt im Meer der Kerzen, die ihm geweiht sind; er, der alle Visionen gottgefällig überstand, steht nun selber da wie ein finsterer Traum. Die Leute scheinen ihn zu lieben.
Du hast den Weg gewählt, und der streckt sich nun in der Wärme. Schön, flüstere ich und lege Wolle ab. Über den Rücken eines Drachen führst du mich, in Bögen und Schwüngen hoch und höher; die Sonne legt sich wie eine Schleppe auf unsere Schultern, während die Luft um uns glitzert von Insektenflügeln. Noch tiefer, unten im Tal, glänzt schwarz der Fluß.
Da plötzlich, Zauber aller Zauber, ein helles, klagendes Signal: eine, zwei, drei Ketten von Kranichen pflügen durch den Himmel, bleiben, kreisen, schrauben sich mit den Aufwinden ins Blau, ein komplizierter Tanz, eine Prozession, begleitet von Getröt.
In neuer Höhe setzen sie ihren Nordweg fort. Wir steigen hinab ins Tal, wo der Fluß ist und der Bahnhof. Ich bin so müde.
Du ziehst mich an dich. Ich rolle mich in deinem Arm zum Schlaf zusammen, und während ich alles vergesse, nimmst du mich mit dir.
10. März 2015, 13:54 ° gegangen
... anzeigen
... kommentieren
(4 Kommentare)