Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
Limbus
Wie du dem Weckergezirp zwischen die Kissen zu entkommen suchst, dich blind gegen den Morgen wehrst mit Geknurr und schwarzen Blicken, wie du unglücklich nach mir greifst und das Gesicht birgst vor allem, was Licht zu werden droht; wie der Tag dich von sich stößt und du dich zusammenrollst und in dich selbst faltest auf der fruchtlosen Flucht vor dem Tag --
hätte ich in diesem Augenblick nur einen Wunsch frei, ich schenkte dir die Dunkelheit zurück, Stunden um Stunden, mit vollen Händen.
14. April 2015, 08:48 ° betrachtet
... anzeigen
... kommentieren
(2 Kommentare)
Âventiure!
Das Abenteuer beginnt mit der Bahn, galoppierendes Eisen, bis zuletzt bleibt es spannend. Bei Turnieren gibt es Rosen; wir stecken uns eine schöne Entschuldigung für die Verspätung an den Helm.
Später, längst auf dem Weg, umringt uns eine Meute Hunde, und wir müssen unser Frühstück gegen ihre bittenden Augen verteidigen. Ein Nachzügler trabt mit hängender Zunge und wehender Schabracke vorüber, ohne Blick für uns.
Der Weg zur Burg ist schön: schmal, hoch über einem raschen Bach am Fels entlang. Um den Bergfried dann Primelrabatten und ein hundertköpfiger Drache mit Kameraaugen. Wir ergreifen die Flucht; den Wald haben wir wieder für uns allein.
Knittrig breitet sich das Licht über eine Landschaft aus Pergament; Dunstschleier füllen das Flußtal und verhüllen die Hügelkronen. Der Boden trägt altes Laub, eine blasse Decke, durch die das Grün die ersten Spitzen treibt, aber noch liegt der Frühling in Wartestellung, der Wald auf den Hängen wie lichter Rauch.
Hand in Hand kommen wir vom Weg ab und geraten immer tiefer in den Wald. Mit den Buschwindröschen verliegen wir uns in der freundlichen Sonne und lassen die Zeit ein wenig vorgehen.
Der letzte Aufstieg ist ein steiniger Pfad mit Wurzeln und Moosen und Farn, und als du mich abhängst, bin ich froh. Du bist nicht langsamer als sonst.
Veilchen und Lerchensporn, Scharbockskraut und Anemonen trinken das Licht, und die Goldammern hüpfen in den Waldsäumen, zwischen Schlehenblüten. Der Frühling steht Spalier an unserem Weg. Laß es nicht so lange werden bis zum nächsten.
8. April 2015, 23:34 ° gegangen
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
abgeklärt
Da kann man machen, was man will: Die Angst, daß was ist, ist da; dabei ist irgendwas ja immer. Wahrscheinlichkeit und Erfahrung sprechen dagegen, natürlich, ich sollte mich nicht so anstellen, wirklich. Es wird schlimmstenfalls heißen, das müssen wir beobachten. Doch schon das Wort schlimmstenfalls ist mir schwer; eine Liebe ist immer auch ein wunder Punkt.
Ich wünschte, du wärst schon aus dem Wartezimmer.
2. April 2015, 17:52 ° gestolpert
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)
Inselstunden
Die Reise ohne größere Vorkommnisse, und doch schlägt mir das Herz, als könne im allerletzten Augenblick alles mißlingen. Dann: kann ich mich nicht sattsehen an dir; das letzte Mal muß Jahre her sein.
Erst jetzt, wo er uns gemeinsam an einen Strand gespült hat, ermesse ich den Ozean, in dem ich geschwommen bin. Oben bleiben; Richtung halten. Der Auftrieb von Salzwasser. Jetzt liege ich bei dir, eine Hand zwischen deinen feuchten Schulterblättern, die Lippen an deiner Schulter, und während die Entfernung abperlt von uns, während sich noch in meiner Seele das Endlich! formuliert, da spricht's auch schon: vorbei; und zurück sinken die Stunden ins Meer.
Oben bleiben. Geduldig sein.
31. März 2015, 09:19 ° danach
... anzeigen
... kommentieren
(0 Kommentare)