Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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in der Nacht
Bei dir unter der Decke, dein leiser, leichter Schlaf neben mir, und in dem dunklen Grau, das von den Wänden auszugehen scheint, dein Gesicht: Du hast es in deine rechte oder linke Hand geschmiegt, zwei Finger stützen deine Stirn.

Es fehlt das Licht, das deine Brauen glänzen läßt, aber ich weiß ihre Stelle links und rechts der Nasenwurzel. Deine Augen sind nichts als die geschwungenen Linien der Lider im Schlaf; nichts verrät, wie sie, offen, das Licht einnehmen, wie dunkel sie sein können am Tag in deinen hellen Zügen.

Und dein Mund in Ruhe, die Lippen entspannt aufeinander, wie in einem gedachten Lächeln; ich aber weiß, wie weich sie sind. Ich kenne deine Zähne. Deine Zunge hat mich studiert.
Ich schaue und schaue. Von Berührung, vom Kuß hält mich die Ruhe zurück, die dich einhüllt und die zu dieser Stunde mehr Anrecht auf dich hat als ich.

Ich gleiche meine Atemzüge den deinen an; ich kann geduldig sein und warte auf den Morgen, wenn dieser Zauber sich löst und Raum gibt für mächtige andere.
 
 
10. September 2014, 12:57                               ° gerastet

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Salz
In der Mittagshitze zirpt es mich aus den Wiesen müde. Da breitet eine Eiche ihren Schatten ins Gras, gleich am Weg. Laß uns etwas ruhen, sage ich.

Der Boden ist weich, und die Äste bewegen sich im Sonnenlicht, daß es glitzert; du schmiegst den Kopf in meinen Arm, und dann liegen wir verschränkt, meine Hand auf deiner Brust, deine Stirn an meiner Schläfe. Der Boden ist weich, und zwischen den Blättern glitzert das Licht; das macht den Atem tief und alle Worte leise.

Unsere Füße stehen auf dem Horizont. Die Erde haben wir im Rücken und vor uns den Himmel, ein Blau so blau, daß es weiß leuchtet, und da kippen wir aus der Welt: nichts, was von der Schwerkraft auf den Beinen gehalten wird, geht uns an. Als sich ein Grüppchen schwatzend auf die Bank da drüben setzt, sind sie weit, weit fort.

Wir liegen Haut an Haut, ein Atem, ein Puls, und die Zeit rinnt über unsere Glocke aus Blau und Beieinander und Grillengezirp; wir müssen die Augen nicht öffnen, brauchen nichts, schweben mühelos. Sollen wir weiter? Ach, noch nicht, noch nicht gleich. Ein wenig noch.

Später, da stehen wir wieder in Schuhen auf dem Grund, und die Sonne scheint schon anders auf uns, küsse ich mein Salz von deinen Lippen.
 
 
7. August 2014, 11:51                               ° gerastet

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02:43
Deine Stimme hat mich geweckt, ein halbes geatmetes Wort. Es klang zärtlich. Da liegst du im Nachtschein, eine Hand auf deiner Stirn, ein Arm quer über der Brust, deine Augen sind verschlossen vor der Dunkelheit.

Wo wir uns berühren, ist deine Haut feucht. Warm steigt Ruhe auf von dir und hüllt mich ein. Sie beschwert mir die Lider, drängt mich in den Schlaf zurück; aber ich möchte noch nicht, möchte dich noch ein wenig ansehen.

Ich weiß, wie nackt und kühl deine Schulter ist, auch ohne sie zu küssen; deine hohle Hand hält etwas an dich gedrückt, etwas Kleines, Zerbrechliches. Du atmest ein weiteres Wort aus deinem Traum, dann drehst du dich. Dein Nacken duftet.

Bevor der Schlaf mich fortspült, fasse ich nach dir und ziehe mich an dich. Den Rest der Nacht, und alles andere, lasse ich los.
 
 
27. Mai 2014, 21:53                               ° gerastet

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darum Tränen
Wie endlich von einer
Kraftanstrengung zurücktreten;
die Arme fallen lassen; Atem
schöpfen, zu Boden sinken. Die
Glieder von sich strecken ins
warme Gras.

Angekommen sein.
 
 
6. März 2014, 13:45                               ° gerastet

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Nisten
Und nachher immer das Richten der Kleider über der inneren Unordnung, der Versuch, zumindest die Haare wieder Mores zu lehren --

Praktisch wäre es ja, ich habe mir schon häufiger vorgestellt, wie sehr, wo ich doch so vergeßlich, jedenfalls fasse ich mir ein Herz und frage dich: ob ich bei dir eine Bürste aufbewahren dürfte, von geringer Größe, für den Notfall?

Und da schreibst du, ich höre dich lachen dabei, du habest schon überlegt, mir eine zu besorgen, und mir wird ganz flaumig zumut. Daß ich eine Bürste haben soll bei dir. Keine vergessene, sondern eine angeschaffte. Eine Annehmlichkeit, für mich, bei dir.

Ich betrachte diese Bürste mit entzücktem Schrecken, wie ein schönes, kratziges, seltsames Tier.
 
 
13. Februar 2014, 18:09                               ° gerastet

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Mantel
(Darin bei Dir geborgen sein, daß Du
geborgen bist bei mir.)
 
 
3. Februar 2014, 20:53                               ° gerastet

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Großes Leuchten
Aus unser beider Zeit hast du einen Moment genommen, hast, was da geschah oder nicht geschah, betrachtet und in Worte gehüllt. Ich war in diesem Augenblick ganz bei mir (mit nachlässiger Gebärde), ich habe dich versäumt, und nun zeigst du dich mir im Blick zurück.

Was andere da lesen mögen? Was ich lese, weiß ich: ein kostbares Geschenk. Mich ergreifst du mit deinen Worten. Mich küßt du, vor aller Augen.

Du nanntest es: unserer Liebe kleine Denkmäler setzen. Ich schreite durch meinen Tag: Ich, ich bin gemeint!
 
 
28. Januar 2014, 22:35                               ° gerastet

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kleines Leuchten
Und du wärest gekommen. Du wärest drei Stunden gereist, um mich eine Stunde lang über den Rand einer Tasse hinweg anzuschauen, mit mir in einem Café zu sitzen und mehr zu meinen als sagen zu dürfen.

Und daß du das wolltest, ist so schön und warm; was macht es da schon, daß es nichts geworden ist.
 
 
28. Januar 2014, 11:19                               ° gerastet

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parallel
Zurück nahmen wir den Bus, auf der Uferstraße am Fluß entlang. Du hattest den Fensterplatz, ich saß neben dir, und wir schauten auf die winterlich-kahlen Hänge, die die Strecke schaukelnd an uns vorüberschob.

Ich legte einen Arm um deine Schultern und meinen Kopf gegen deinen. Ich sah die Linie deiner Wange, dein Kinn, dein Jochbein; ich sah das helle Land, die kahlen Hänge über meine Brille hinweg noch einmal verkleinert durch die deine. Wir sprachen wenig. Du rochst so gut.

Die Weinhänge standen bis zu den Hügelkämmen in Terrassen, alles Runde und Sanfte kantig abgeschlagen. Rebstöcke blitzten metallen. Durchs Winterbraun ging eine Frau in Rot, ein Punkt der Bewegung in der starren Landschaft.

Ich ließ mich vorsichtig in deine Wärme sinken, ließ alles los, atmete nichts als diesen Moment; meinen Herzschlag hätte ich drangegeben, wäre diese Fahrt nur ewig weitergegangen.

Später erzähltest du mir von der Frau im Weinberg. An ihrem roten Anorak hatten sich unsere Blicke getroffen, und wir hatten es beide nicht bemerkt. Nun verschränkten sich unsere Erinnerungen und schlossen sich um diesen Tag, rund und voll.
 
 
2. Januar 2014, 10:31                               ° gerastet

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Ausschau
An gleich welchem Bahnhof aus dem Zug steigen und beim Schritt auf den Bahnsteig, im Schweben zwischen Waggon und festem Boden, schon den Blick schweifen lassen:

an dir wird er hängen bleiben, dich erfassen, noch ehe ich deinen Namen gedacht habe, und dem deinen antworten, der sagt: wie schön, und: endlich, und: komm.
 
 
30. Oktober 2013, 12:52                               ° gerastet

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