Wunderkarte: Pfad- und Wegelager
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Abnutzung
Ich fürchte die Gleichgültigkeit,
das Verebben, Welken, Verstummen,
die Macht der Gewohnheiten und des
Gewöhnlichen, ich fürchte die
Tagesordnung, das Schulterzucken,
das Nagen der Zeit, die Entropie
von allem.


Wie lang wohl unsere Frist ist? Ich habe nicht mal eine Ahnung. Ich bin der erste Mensch.
 
 
23. März 2015, 21:38                               ° gestolpert

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so zerronnen
Rücksicht nehmen müssen; und dabei gerecht bleiben.

Kein Anrecht haben.

Ach.
 
 
8. Februar 2015, 09:10                               ° gestolpert

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Apfelblüte
Ist das die Dauer? Ist es das, was, welk und trocken, fortwehen wird? Oder gibt es ein Wachsen danach, ein Reifen, eine Ernte?

Worte sind so leicht.
 
 
29. Januar 2015, 12:22                               ° gestolpert

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kein Anschluß
Der Tag, den wir, wäre nicht die Vernunft, gut miteinander hätten verbringen können, und an dem wir dann so überhaupt nicht zueinander finden konnten.
 
 
11. Januar 2015, 22:02                               ° gestolpert

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Fernhinsorge
Nichts Schlimmes; bißchen Fieber habest du, Wärme und Tee und Schlaf werden's richten; nur bist du eben dreihundert Kilometer außer meiner Reichweite, ja, eigentlich: unendlich weit. Ich kann dir keinen Tee ans Bett bringen, dir die Decke nicht zurechtzupfen und nicht deine Schläfe küssen. Unüberwindliche dreihundert Kilometer. Es ist ja nichts Schlimmes, ich weiß. Und wäre es das, kann ich mich trösten: du wärest in guten Händen.
 
 
5. Dezember 2014, 19:57                               ° gestolpert

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Stoner
Ergreifend ist das richtige Wort: Ich mochte diese mehr als viele andere Geschichten, aber du -- du hieltst das Buch kaum aus.

Am Ende war es nicht die Grausamkeit der Gesellschaft, nicht die Einschränkungen und Verluste, die der Protagonist hinnimmt (und man hätte ihm ganz etwas anderes gewünscht). Am Ende war es die scheinbare Leichtigkeit, mit der er losgelassen hat.

Er ist ein Mensch wie Sand. Er arrangiert sich, nimmt den Platz, den ihm seine Umgebung läßt -- und verdichtet sich, unnachgiebig, wenn es an sein Heiligstes gehen soll. Seine Liebe, die einzige, läßt er gehen, trauernd, doch ohne Kampf, ohne Groll.

Er macht, sagst du, seinen Frieden, wo du gehadert und gehadert hättest.

Ich denke seit Tagen darüber nach. Wo dich die Geschichte aufgewühlt hat, da finde ich meinen Trost: es geht vorbei, alles, das Schöne wie das Schlimme. Und wenn man den Sand, aus dem eine Person besteht, betrachtet, sind es lauter Kristalle. Ich fürchte Enden nicht; sie geben für mich dem, was ist, Schönheit.

Und du: du wirst nicht fertig.
 
 
24. November 2014, 21:18                               ° gestolpert

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außerplanmäßig
Völlig verrückt, aber es hatte alles geklappt, trotz Verspätung, unverständlichen Durchsagen und Gewühl am Bahnhof. Wir hatten uns gefunden, ich mit meiner Tüte Obst in der Hand, das wir erst einmal in einem Park verzehrten; dann erreichten wir unser Ziel wie im Traum, fielen für zwei Stunden aus der Zeit, und du gingst am Ende mit neuen Schuhen, solchen für die nächsten zwei-, dreitausend Kilometer. Es hatte alles geklappt.

Dann standen wir im Zug zurück auf dem Gang, Lokführerstreik, keiner wußte, wie es weitergeht und ob überhaupt, ständig drückte sich jemand an uns vorbei. Draußen wurde es dämmrig, und plötzlich gab es kein Zuhause, keinen Ort für uns; wir würden immer so weiter reisen müssen, ohne je anzukommen, müde auf den Tod. Ich zog dich an mich und spürte deine Erschöpfung; aber es gab keinen Trost, nur ein wachsendes Heimweh, und als ich ausstieg und dich davonfahren ließ, stand es neben mir auf dem Bahnsteig, schaute es mit dir aus dem Fenster, und mit Winken ließ es sich nicht vertreiben.

Als würde ich dich nie wieder sehen. Dabei sind es doch nur acht, vielleicht zehn Tage.

Ich weiß nicht, was die Angst will von mir.
 
 
2. September 2014, 17:09                               ° gestolpert

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nichts
Drei, vier Stunden, das hätte doch zu machen sein müssen. Ein wenig Weg zwischen tropfenden Bäumen, ein Stück von deinem Marmorkuchen, mitgebrachter Kaffee. Das wäre der Plan gewesen, klein und erfreulich.

Dann ist alles eins: aus dem Zug steigen und dich festhalten, festhalten, weil wir uns aus zwei Ewigkeiten heraus begegnen; dann doch aus der Umarmung finden und los, handinhand, dem Wald zu.

Da erreicht mich, erreichbar muß ich ja sein, die Zumutung: ich habe da und da zu sein, und gleich. Alles nichts: Der Marmorkuchen wird im Rucksack bleiben, der nasse Weg führt wieder zum nächsten Bahnhof. Zum Winken, zum Sehnen.

Und ich weiß nicht, auf wen ich wütend sein soll. Nichts ist selbstverständlich für uns. Bei allem brauchen wir Glück: eine Welt, die nichts von uns weiß, bekümmert nicht, daß unser Gespräch zerbricht, daß meine Hände kalt bleiben. Ich lächele dir tapfer zu, aber in mir ist es finster.

Tapfer lächeln werde ich den ganzen Tag, denn worüber sollte ich auch traurig sein; es war ja nichts.
 
 
3. Juli 2014, 23:33                               ° gestolpert

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Ohne Rast, ohne Ruhe, ohne je heimzukommen.
Wir sind nun beide anderswo daheim; da bleibt uns als Zuhause nur das Unterwegs: wir schaffen uns Raum, finden einen Weg, fallen herzensfroh in denselben Tritt.

Unser Haus aus Gegenwart ist ein Zelt, eine Bank am Wegrand, ein Baumschatten im Gras. Ein Blick, eine Geste, in der wir wohnen. Und wir müssen uns immer wieder verabschieden, um uns an anderer Stelle immer wieder zu finden.
 
 
19. Juni 2014, 01:16                               ° gestolpert

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mit allzu dünner Haut
Die Schnellzugscheiben spiegeln dir nur deinen eigenen Blick; du weißt nicht, hinter welchem Fenster ich winke. Dann bleibt der Bahnhof zurück, und mit ihm die Stunden, die in diesem Tag unsere waren. Und schön.

Nur wenige Augenblicke zuvor, der Zug fuhr schon ein, sah ich, wie dein Kragen von deinem Pulsschlag bebte, während wir einander nicht loslassen mochten.

Davor war die Stadt uns freundlich gesonnen und hatte sich von ihrer zuckrigsten Seite gezeigt; wir waren hindurchgegangen wie Hans und Grete, Hand in Hand, und hatten doch nirgends angebissen.

Noch etwas eher lagst du auf einer Bank am Wasser, den Kopf auf meinem Schoß, die Stirn in Frieden. Spaziergänger und Radfahrer passierten uns, Frachtschiffe schoben sich vorbei, aber wir waren im Schatten der Weiden ganz für uns.

Dorthin waren wir auf heiteren Wegen gelangt, durch sonnenhelle Dorfgassen zwischen Gärten und herrlicher Aussicht; wir hatten die Wege rufen gehört und uns zugenickt.

Die Schritte bis da waren weniger sicher gewesen, die Blicke zerbrechlicher, selbst die Gegend weniger zugewandt. Ich mußte dich in den Arm nehmen, von Zeit zu Zeit, um zu wissen, daß es uns gut geht. Du strichst mir geduldig die Stirne glatt. Wir fanden unseren Weg über einen Friedhof; Leute mit Gießkannen grüßten. Irgendwann waren wir über den Berg.

Zuvor, am Bahnsteig, hielten die frühen Reisenden scheu Abstand von unserer Bank, wo du zusammengesunken saßest und ich versuchte, dich zu trösten; meinen Schal um dich wickelte, deine Tränen trocknete mit dem Hemd, dir Zucker in den Kaffee rührte und doch nichts bewirken, nicht mal einen halben Tag aus dem Hut zaubern konnte für dich, für uns. (Und was, wenn etwas Schlimmes wäre --) Aber du wurdest doch ruhiger in meinen Armen; du nahmst ein Taschentuch, ein paar Schluck Kaffee und meine Hand, und dann machten wir uns auf den Weg, vorsichtig, wie über Glas.

Gleich als du aus dem Zug sprangst und zu mir kamst, wußte ich's, hatte es schon geahnt, als ich dein Gesicht, deine Haltung hinter der Scheibe ausmachte: daß überhaupt nichts in Ordnung sei, du ganz aufgebracht und unglücklich, und ich hatte gedacht: oweh.
 
 
15. Juni 2014, 20:51                               ° gestolpert

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